Full text: Sagen und Geschichten aus dem Altertum (Teil 1)

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ihres Gemütes. Als sie aber durch den Übermut des 
Prometheus den Zorn des Zeus sich zugezogen hatten, 
da trat an Stelle des goldenen Zeitalters das silberne, 
und jetzt zuerst nahten sich ihnen die Sorge und der 
rauhe Tod, jetzt zuerst lernten sie des Lebens drückende 
Mühe kennen. Aber nicht lange, so gesellte sich zu 
der quälenden Sorge auch die Sucht nach Reichtum und 
verfluchtem Gold. Das Verlangen seine Schätze zu ver¬ 
mehren trieb den Menschen auf die stürmende See und 
in die dunkelen Tiefen der Erde. Das war das eherne 
Zeitalter. Schlimmer aber als dieses war das eiserne. 
Hafs und verderbliche Zwietracht griffen unter den Men¬ 
schen Platz; das früher so friedliche Eisen ward zur 
wilden Waffe; und schon sind blutige Kriege nicht selten. 
Der Freund ist vor dem Freunde, der Bruder vor dem 
Bruder nicht sicher. Zu Boden liegt die Scheu vor den 
Göttern, und tief erzürnt verlassen diese den Verkehr 
mit den Menschen, zu den sonnigen Hügeln des Olympus 
entweichend. 
2. Kaum traute Zeus den Berichten, welche ihm 
Hermes und die übrigen Götter über die Frevel der 
Menschen zubrachten. Er beschlofs, sich selbst zu über¬ 
zeugen, bevor er das verruchte Geschlecht zugrunde 
richte. In menschlicher Gestalt erschien er auf der Erde; 
aber was er sah, war noch schlimmer, als was er ver¬ 
nommen. Eines Abends näherte er sich dem Palaste 
des Lykaon, eines Königs von Arkadien, der vor allen 
ändern durch seine Grausamkeit berüchtigt war. Wunder¬ 
zeichen lassen erkennen, dafs es ein Gott ist, der da 
kommt, und demütig wirft sich die Menge auf die Kniee. 
Aber Lykaon spottet des Volkes und gedenkt, die Gott¬ 
heit des Fremdlings auf frevelhafte WTeise zu erproben.
	        
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