Full text: Sagen und Geschichten aus dem Altertum (Teil 1)

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Semele, hatte niemals an die Göttlichkeit ihres Schwester¬ 
kindes glauben wollen, und als nun Dionysus in Theben 
erschien, beredete sie ihren Sohn Pentheus, den König 
der Stadt, dafs er den vermeintlichen Gott in den Kerker 
werfe. Zur Strafe dafür liefs Dionysus sie in Wahnsinn 
verfallen; sie ward selber von bacchantischem Jubel 
ergriffen und eilte hinaus vor die Stadt, um auf den 
benachbarten Bergeshöhen mit den Begleiterinnen des 
Dionysus zu schwärmen. Dionysus aber zerbrach die 
Fesseln, in welche der König ihn geschlagen, mit leichter 
Hand und umgab das Haupt desselben gleichfalls mit 
verblendendem Wahnsinn. Voll Ingrimmes folgt Pentheus 
der Mutter und den übrigen Thebanerinnen, welche 
«benso wie sie von der Begeisterung ergriffen sind. 
Aber kaum ist der König inmitten des wild jubelnden 
Schwarmes angelangt, da fallen die Bacchantinnen auf 
einen Wink des Dionysus über ihn her; die Mutter selbst, 
die ihren Sohn für einen Löwen hält, legt Hand an ihn, 
und bald liegt der Leib des Pentheus zerstückelt am 
Boden. Jetzt aber löst der Gott die Nacht des Irrsinns 
von den Augen der Mutter; sie erkennt ihre Unthat und 
versagt dem Gotte die gebührende Anerkennung nicht 
länger. 
13. Dionysus und die Schiffer. 
Einst landeten italische Schiffer an einer Insel in den 
Meeren Griechenlands, um frisches Wasser zu schöpfen. 
Die Männer, welche ausgesandt waren, das Wasser zu 
holen, fanden an dem Ufer einen schlafenden Jüngling. 
Sie ergriffen ihn und führten ihn mit sich fort, um ihn 
etwa bei Gelegenheit als Sklaven zu verkaufen; wie von
	        
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