Full text: Lebensbilder, insbesondere aus der deutschen Geschichte (Teil 2)

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aus. Die Steuerlast wurde gerechter verteilt, das Heerwesen neu 
geordnet und die Schulbildung erleichtert. Viel tat die Fürstin 
auch zur Hebung des Gewerbes und des Handwerkes, insbesondere 
aber für den Bauernstand, der bis dahin von den Adligen vielfach 
bedrückt wurde. Alles Volk liebte und ehrte die gute Herrscherin. 
3. Das Cnde der Kaiserin. Schön wie Maria Theresias Leben 
war auch ihr Tod. Vierzig Jahre hatte sie auf dem Throne gesessen, 
da erkrankte sie im Sommer 1780. Aber die größten Schmerzen 
ertrug die Fürstin mit heiterer Geduld, und der Tod hatte für sie 
keine Schrecken. Bis zum Tage vor ihrem Ende ließ sie nicht ab 
von der Arbeit. „Ich fühle jetzt," sagte sie ruhig, „daß ich bald 
1 7Rf) 0or Go^es Richterstuhl erscheinen werde". Und ruhig und 
sanft war ihr Ende, wie das eines Gerechten. Maria 
Theresia starb im Alter von 63 Jahren. In der Kapuzinergruft 
zu Wien steht ihr Sarg neben dem ihres Gemahls. „Sie ehrte," 
sprach sehr schön Friedrich der Große, „den Thron und ihr Ge- 
schlecht." Und darum ehrt auch die Nachwelt sie als eine der 
besten Herrscherinnen der Geschichte. 
30. Napoleon. 
1. Im Elternhause. Napoleon Bonaparte, der größte Eroberer 
der neueren Zeit, war geboren am 15. August 1769 in dem Städtchen 
A i ä cc t o auf der Insel Korsika. Seine Familie gehörte dem 
niederen Adel an. Der Vater war ein wenig bemittelter Rechts- 
anwalt. Die Mutter Lätitia leitete die Erziehung ihrer Kinder mit 
großer Strenge. Aber am meisten machte ihr der junge Napoleon 
zu schaffen. Er war ein sehr dreister, eigensinniger Knabe; oft 
wurde er rot vor Zorn. „Ich hatte vor niemandem Furcht," erzählte 
er selbst; „den einen schlug ich, den andern kratzte ich. Alle fürchteten 
mich. Mein Bruder Joseph war es, mit dem ich am meisten zu 
tun hatte; er wurde geschlagen, gebissen und gescholten. Oft be- 
dauerte ich, daß er sich dann nicht rasch genug erholte." Eine 
kleine Kanone von 30 Pfund war Napoleons Lieblingsspielzeug. 
„Mein Sohn," sagte die Mutter einmal im Scherze, „hat an der 
Stelle des Herzens eine Kanonenkugel." Er bekam oft Schläge 
von ihr, während der schwache Vater seine Unarten nicht selten in 
Schutz nahm. 
2. In der Militürschule. Als der Knabe erst zehn Jahre alt 
war, wurde er in die Militärschule zu Brieune in Frankreich 
aufgenommen, denn er sollte Offizier werden. Er lernte fleißig, 
besonders Rechnen, Geschichte und Erdkunde; aber im Rechtschreiben 
hatte er immer „mangelhaft", und seine Handschrift blieb sehr
	        
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