Full text: Lebensbilder, insbesondere aus der deutschen Geschichte (Teil 2)

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schlecht. Das hat er später oft bekannt. Er hat übrigens auch nie 
tanzen gelernt. Sein Wesen änderte sich nicht. Die Mitschüler 
mochten ihn nicht leiden, denn er wollte mit niemandem zu tut 
haben, und wenn die anderen spielten, saß er meist für sich allein. 
Das war nicht gut. Sein Ehrgeiz konnte leicht verletzt werden. 
Einst sollte er zur Strafe für ein Vergehen kniend essen; da bekam 
er vor Wut Krämpfe. 
Nach fünf Jahren kam Napoleon in die Militärschule zu P aris. 
Unter seinen reichen Mitschülern fühlte er sich sehr unglücklich, denn 
von Hause bekam er fast nichts. Nun starb auch sein Vater. Als- 
bald wurde Napoleon im Alter von sechzehn Jahren Leutnant bei 
der Artillerie in einer kleinen Stadt. Das Geld zur Reise dorthin 
wurde geborgt. Auch als Leutnant war er noch so arm, daß er 
sich die Stiefel selber putzen mutzte. Aber wenn er etwas übrig 
hatte, kaufte er sich Bücher. 
3. Napoleons Emporkommen. Im Jahre 1789 brach in Frank¬ 
reich eine grotze Staatsumwälzung aus. Der Thron wurde ge- 
stürzt und der König und die Königin auf das Schafott geschleppt. 
Alle Ordnung war aufgelöst, und nur die rohe Gewalt herrschte. 
Der Pöbel wütete gegen Leben und Eigentum, und das Blut der 
Bürger flotz in Strömen. Der Staat schien unterzugehen. 
In dieser schrecklichen Zeit kam Napoleon Bonaparte empor. 
Der ehrgeizige junge Offizier sah, datz für ihn jetzt etwas zu machen 
war, und erklärte sich zum Anhänger der Umwälzung. Das ver- 
schaffte ihm die Gunst der Gewalthaber. Bei der Belagerung des 
königstreuen Toulon im Jahre 1793 zeichnete er sich zuerst aus. 
Nach der Einnahme der Stadt schrieb sein General an die Re- 
gierung: „Befördert ihn, denn wenn ihr undankbar seid, wird er 
sich selbst befördern." Schon zwei Jahre später war er General. 
Langsam kehrte damals die Ordnung im Staate zurück. Einen 
Aufstand des Pöbels in den Straßen von Paris warf Napoleon 
mit Kanonenschüssen nieder. 
Im Frühjahr 1796 heiratete er die Witwe eines hingerichteten 
Generals, namens Josefine; sie stammte von der Insel Martinique 
in Westindien und war eine eitle, aber einflußreiche Frau. Wenige 
Tage nachher trat der ehrgeizige, erst sechsundzwanzigjährige Mann 
als oberster General an die Spitze des französischen Heeres, das in 
Italien Krieg führte. 
4. Napoleon als General. Alsbald setzte Napoleon die Welt 
durch sein gewaltiges Feldherrntalent in Staunen. Er wußte die 
Soldaten für sich zu begeistern und erfocht Sieg auf Sieg. Un- 
bekümmert um sein Leben stürzte er sich selbst wiederholt in den 
dichtesten Kugelregen der Schlacht, und seine Soldaten glaubten, 
Zurbonsen, Geschichte für Lyzeen und Höhere Mädchenschulen, Teil II 6
	        
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