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gehabt. Aber die Römer wollten von einem Königtum nichts wissen;
als ihm daher ein Anhänger einst eine Krone, d. h. eine weiße, mit
Laub durchflochterte Stirnbinde, öffentlich darbot, murrte das Volk,
und Cäsar lehnte sie ab. Seine Gegner suchte er durch Milde klug für
sich zu gewinnen. Überall wurde Ordnung geschaffen. Die Stadt
Rom, die durch großartige Bauten, z. B. das erste Rundtheater
(Amphitheater) für Fechterspiele, verschönert wurde, erhielt eine
zuverlässige Polizei. Durch zahlreiche Gesetze gegen Aufruhr, Be-
stechung, Wucher, Üppigkeit suchte Cäsar die Sitten zu bessern. Das
arme Volk wurde an Bauten beschäftigt oder in der Fremde, z. B.
auf den Stätten von Karthago und Korinth, angesiedelt. Das förderte
zugleich die Ausbreitung des römischen Wesens in der Fremde.
Eine bleibende Schöpfung Cäsars war der nach ihm benannte
Julianische Kalender, der das Jahr zu 365y4 Tagen be¬
rechnete; er gilt noch heute in Rußland.
§ 13K. Cäsars Tod. Großartige Unternehmungen, wie die
Durchstechung der Landenge von Korinth und einen Kriegszug gegen
die Parther, plante der rastlose Herrscher — da kam das Ende.
Grollende Anhänger des alten Freistaates und andere Mißvergnügte
stifteten eine Verschwörung wider sein Leben. An ihrer Spitze
standen zwei Stadtrichter, Brutus und Kassius. Jener war
sogar Cäsars Vertrauter. Am Morgen des 15. März 44 begab sich
der Herrscher trotz mehrfacher Warnungen und der ahnungsvollen
Bitten seiner Gattin Kalpürnia, die ein Traum erschreckt hatte, in
den Senat. Kaum hatte er sich auf seinem Prachtsessel nieder-
gelassen, da umdrängten ihn die Verschworenen. Einer riß ihm
plötzlich das Obergewand, die Toga, von der Schulter, und auf dieses
Zeichen hin fielen die Mordgesellen mit ihren Dolchen über den
Wehrlosen her. Als auch Brutus das Messer zückte, verhüllte * «
er der Sage nach mit dem Ausrufe: „Auch du, mein Sohn!"^^
sein Haupt. Von zahlreichen Stichen getroffen, sank er dann an der
Bildsäule des Pompejus tot zu Boden.
§ 137. Cäsars Bedeutung. Cäsar ist der einzige wahrhaft große
Mann Roms gewesen. An Geistesbildung steht er wenigen Persön-
lichkeiten der alten Welt nach, als Feldherr ragt er nach dem Urteile
Napoleons hoch über Alexander den Großen empor, als Staatsmann
und Herrscher ist er nicht übertroffen. Er hat das Römerreich, dem
der Zerfall drohte, mit starker Hand zusammengefaßt und ihm in
der Alleinherrschaft eine neue, langdauernde Grundlage gegeben.
Mit Recht zählt man ihn zu den gewaltigsten Persönlichkeiten
der Geschichtesmnd nach seinem Namen bezeichnen die Völker ihre
höchsten Herrscher noch heute als „Kaiser".