§ 27. Theoderich der Große.
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lernt) nicht, es blieb frei von der Herrschaft der Römer. Leider haben die
Deutschen ihren Befreier Arminius nicht so geehrt, wie er es verdiente.
Es brachen Streitigkeiten zwischen den einzelnen Stämmen aus, und bei
diesen wurde er im Alter von 37 Jahren meuchlerisch von seinen eigenen
Verwandten ermordet. Sein Andenken in unserm Volke ist aber niemals
erloschen, in vielen Liedern ist er gefeiert worden. Auf der Grotenburg
bei Detmold ist ihm 1875 ein hochragendes Denkmal errichtet, dessen Ent¬
hüllung Kaiser Wilhelm I. vollzogen hat.
§ 27. Theoderich der Große.
Das glänzende Römerreich, welches im Altertum die ganze bekannte Die
Welt beherrscht hatte, geriet unter den Kaisern im dritten Jahrhundert
nach Christi Geburt immer mehr in Verfall. Die Römer selbst waren rung.
schon lange viel zu träge und schwach, um in ihrem Heere als Krieger
zu dienen. So traten kräftige Deutsche als Soldaten bei ihnen ein und
lernten allmählich das römische Reich un5"~seine Schwächen kennen.
Auch das feinere Leben der hochgebildeten Römer gefiel ihnen, da sie in
ihrer Heimat so wenig Genüsse kannten; sie bewunderten den Reichtum,
der sich in allen größeren Städten, besonders in Rom angehäuft fand.
Daher war es erklärlich, daß es nur eines Anstoßes bedurfte, um die
Germanen zu einem allgemeinen Einfall in das Römerreich zu veran-
lassen. Diesen Anstoß gab ein wildes asiatisches Volk, die Hunnen,
welche in Europa einsielen und die deutschen Stämme arg ?edrangten7
Die von vielen deutschen Völkerschaften zwei Jahrhunderte lang unter-
nommencn kriegerischen Züge in das Römerreich heißen die V ölke r -
Wanderung. Solche Stämme waren die West- und Ostgoten, die
'Tän8alen7 Buraunder, Franken, Angeln mit den Sachsen, Langobarden
und viele andere.
Als einer der ersten Stämme zogen die W e st g o t e n über die Alarich :
Donau in das oströmische Reich. Nachdem sie den jungen und kühnen
A l a r i ch aus dem Königsgeschlecht der Balthen als ihren König auf
den Schild gehoben hatten, zogen sie plündernd durch die ganze Balkan-
Halbinsel und dann hinüber nach Italien. Zweimal sahen die stolzen
Römer den Feind vor ihren Toren und konnten sich nur durch reiches
Aösegeld^von der Plünderung loskaufen. Beim drittenmal übergab Alarich
die Stadt Rom seinen beutelustigen Kriegern, die drei Tage lang plün-
derten. Mit Schätzen beladen, zogen die Westgoten weiter nach Süd-
Italien, um Sizilien und Nordafrika zu erobern. Da starb ganz unerwartet
ihr jugendlicher ^KomgMarich und ward in dem von den Goten abge-