Full text: Für die Klassen 7 und 6 (Teil 1)

§ 4. Dädalus. 
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worden, vielmehr brachte seine Torheit ihm bald ein Geschenk, das er bis 
zu seinem Ende behalten sollte. Zwar war er fortan genügsam, haßte allen 
Reichtum und wanderte gern durch die Felder und Wälder. Da kam er 
einmal auf einen Berg, auf dem eine fröhliche Versammlung aller mög- 
lichen Götter und Göttinnen war. Denn es sollte ein Wettstreit entschieden 
werden. Der ländliche Gott Pan, der es verstand, mit seiner kleinen Flöte 
den Hirten Liedchen vorzuspielen, hatte den mächtigen Gott Apollo, der 
durch seine herrlichen Gesänge Götter und Menschen ergötzte, zum Wett¬ 
lingen herausgefordert. Pan spielte zuerst auf seiner Flöte, doch was 
waren seine Töne gegen die herrlichen Klänge, welche Apollo aus seiner 
elfenbeinernen, mit Edelsteinen geschmückten Zither lockte! Die Ent- 
scheidung war nicht zweifelhaft, alle jubelten und erkannten Apollo den 
Preis zu. Nur Midas nicht. In seinem Unverstand meinte er, das 
Urteil wäre ungerecht, Pan habe viel besser gesungen. Dies empörte den 
Gott Apollo sehr, er wollte nicht dulden, daß Midas wie bisher menschliche 
Ohren habe, da sein Gehör so schlecht sei. Er faßte Midas bei den Ohren, 
reckte sie ganz lang, umhüllte sie mit grauen, zottigen Haaren und machte 
sie leicht beweglich. An Midas Kopfe saßen Eselsohren! 
Tief beschämt ging der König fort. Um seine Schande zu verbergen, 
tiug er stets eine große, purpurne Mütze. Nur dem einen Diener, der 
ihm Haar und Bart abschnitt, konnte er es nicht verbergen, und durch 
diesen kam es bald unter alle Leute. 
§ 4. Dädalus. 
Viele, viele Jahrhunderte vor der Geburt Christi lebte in der großen 
Stadt Athen, die in dem schönen Griechenland liegt, ein weitberühmter, 
sehr geschickter Baumeister und Bildhauer; er hieß Dädalus. Die 
Bildsäulen, die er machte, sahen so natürlich aus, daß alle glaubten, 
es wären wirkliche, lebende Menschen; ihre Augen blickten klar in die 
Welt, die Hände taten so, als ob sie zugreifen wollten, die Füße, 
als ob sie losgehen könnten. Auch erfand der Meister für seine Arbeit 
ganz neue Werkzeuge, die man vordem gar nicht gekannt hatte, wie die 
Axt und den Bohrer. Leider wurde aber Dädalus, weil alle ihn sehr 
lobten, recht stolz und dachte, daß keiner ihn übertreffen könne. Deshalb 
fing er an, seinen Neffen, der in seiner Werkstatt arbeitete, zu beneiden. 
Dieser wurde nämlich bald geschickter als sein Oheim, ja er erfand auch 
wichtige und sehr nützliche Werkzeuge wie den Zirkel und die Säge. Dieses 
noch heute so nötige Werkzeug anzufertigen, lernte er auf eigentümliche 
Weise kennen. Bei einem Spaziergange fand er eine tote Schlange, von
	        
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