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dem Gaugrafen mit dessen Schwert drei leichte Schläge
auf die Schulter. Dieses war das Zeichen der Wehrhast-
machung und Mündigerklärung; jetzt waren sie aufge¬
nommen unter die Zahl der Männer und hatten dieselben
Rechte und dieselben Pflichten wie jeder Krieger des
Lohengaus. ^ Als sie sich wieder erhoben, wurden sie um¬
ringt von ihren Verwandten und Freunden, fröhliche
Glückwünsche schallten ihnen entgegen, und stolz auf ihren
neuen Schmuck traten sie mit in die Reihen der Er¬
wachsenen.
Die Sonne neigte sich bereits dem westlichen Hori¬
zont zu und die Steinhäuser warfen schon lange Schatten
über die Heide, als alle Geschäfte des Tages erledigt
waren. Das Methorn freiste unter den Männern, die
nach ernster Arbeit einen kühlen Truuk wohl verdient
hatten. Dann aber wurden von den Knechten die Pferde
vorgeführt und nach herzlichen Abschiedsworten eilten alle
der Heimat zu, um daheim der Herrin zu verkünden, was
beraten und beschlossen sei. Als die Mondscheibe am
Horizont aufstieg, lagen die sieben Steinhäuser wieder
einsam inmitten der braunen Heide und nur aus der
Ferne schallte der Gesang der heimkehrenden Krieger
herüber.
Sechstes Kapitel.
Der Ueberfall.
Die Beschlüsse des Maitages wurden bereits am
folgenden Tage zur Ausführung gebracht. Viele Frauen
folgten zwar nur ungern dem Befehle, Haus und Hof
einzig und allein der Obhut der Knechte zu überlassen;
aber sie waren klug genug, die Notwendigkeit desselben
einzusehen, und so trennten sie sich, wenn auch schweren
Herzens, von ber Stätte, wo sie bislang als Herrinnen
Befehle gegeben, aber mit der Hoffnung, die unversehrte
Heimstätte recht bald wieder zu betreten. Besonders schwer