Full text: Leitfaden der mathematischen und physikalischen Geographie für höhere Schulen und Lehrerbildungsanstalten

40 II. Abtl. Von den wirklichen Bewegungen der Himmelskörper. 
Richtiger wäre es, wenn wir statt Sonnenfinsternis sagten: Er d sin st er- 
nis; denn nicht die Sonne, sondern die Erde ist der Weltkörper, welchen die Finster- 
nis trifft. 
b) Mondfinsternisse. In Fig. 32 steht die Erde zwischen Sonne 
und Mond. Der Mond taucht zuerst in den Halbschatten der Erde; die 
dadurch bewirkte Schwächung des Lichtes wird aber kaum bemerkt, und 
man rechnet dies deshalb nicht als Mondfinsternis. Diese beginnt erst, 
wenn der Kernschatten erreicht ist. Im allgemeinen unterscheidet man zwei 
Arten der Mondfinsternisse: totale und Partiale. Es wird eine 
Finsternis total genannt, wenn der Mond ganz in den Schattenkegel der 
Erde taucht; erfährt der Mond dagegen nur eine teilweise Verfinsterung, 
indem er den Schattenkegel nur streift, so heißt eine solche Finsternis eine 
Partiale. 
Da die Erde sich zur Zeit einer Mondfinsternis immer in gerader 
Richtung zwischen Sonne und Mond befindet, so kann eine solche nur zur 
Zeit des Vollmondes stattfinden. 
Jede Mondfinsternis ist für alle irdischen Beobachter, die den Trabanten 
über ihrem Horizonte haben, in ihren einzelnen Phasen zur gleichen 
(absoluten) Zeit sichtbar, nur zu anderer Stunde an Orten, die nicht 
unter demselben Meridian liegen. 
Lägen Mond- und Erdbahn in einer Ebene, so würde der Mond 
uns jeden Monat einmal die Sonne verdecken, einmal würde er ganz im 
Erdschatten stehen; wir würden sonach jeden Monat einmal Mond- und 
einmal Sonnenfinsternis haben. Da aber Mond- und Erdbahn sich unter 
einem Winkel von 5° schneiden, so ist leicht begreiflich, daß Mond- und 
Sonnenfinsternisse nur dann eintreten können, wenn der Mond in einem 
der Knotenpunkte oder wenigstens in ihrer Nähe steht. 
Daß der Mond bei Mondfinsternissen nicht genau in einem der 
Knotenpunkte zu stehen braucht, erklärt sich daraus, daß der Erdschatten- 
kegel ungefähr 11J2 Millionen km lang und in dem Mondabstande noch 
nahezu 8 900 km dick ist, so daß er den nur etwa 3000 km dicken 
Mond noch total, noch viel mehr aber partial verfinstern kann, ohne daß 
die Mittelpunkte zusammenfallen. Ebenso tritt für die Sonnenfinsternis 
der günstige Umstand ein, daß der verdeckende Körper, der Mond, uns 
400mal näher ist als die Sonne und daß ein kleiner Körper einen großen 
um so leichter unserem Auge entzieht, je näher der kleine ist im Vergleiche 
mit dem großen. 
Anmerkung. Physik des Mondes. 
a) Die Oberfläche des Mondes ist uneben, zerklüftet. Man bemerkt auf 
ihr hellere und dunklere Flecke; letztere hielt man früher sür Meere und benannte
	        
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