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Christenthum sich neue Reiche gestalteten, begann auch in Asien eine ge¬ 
waltige Umwandlung der Dinge sich vorzubereiten. 
Zwischen dem rothen Meere und dem persischen Meerbusen liegt, 
wie wir im vorigen Bande berichtet, das große Land, halb Paradies, 
halb Wüste, welches die Chaldäer Arabien oder Abendland nannten. 
Saracenen aber hießen seine Bewohner bei den Syrern, weil sie sür 
diese gegen Morgen wohnten. 
Vergeblich hatte Alexander nach der Eroberung dieser yalbrniel 
getrachtet; vergeblich waren die Versuche der Römer; Meere und Wüsten 
schützten das Land. Frei geboren, im Reiten, int Führen des Bogens 
und Schwertes trefflich geübt, griffen die Araber den yeind mit über¬ 
raschender Schnelligkeit an; geschlagen, verschwanden sie pfeilschnell auf 
ihren edlen Rossen und ihren rasch hingleitenden Sameelen. Die heiße 
Wüste, in der der Europäer verschmachtet, war ihre Lust. Die Gluth, 
die den Fremden versengt, stählte des Eingebornen Kraft. 
Arabiens Wüste, wir haben sie früher genannt, das steinige Ara¬ 
bien, ist der leibhafte Tod in der Natur. UnaufgehaUen brennt von 
immer trockenem Himmel die Sonne; die glühenden, nackten Höhen öffnen 
unermeßliche Fernsichten, wo kein Schatten den Wanderer erquickt, wo 
sein Auge an keinem Gegenstände ruht. Unübersehbar breitet sich zwi¬ 
schen ihm und aller lebendigen (Sreatur der unendliche Raum hin. Nur 
feiten findet sich ein Rastplatz unter einsamen Palmen, Tamarisken und 
Akazien an einem, bald im Sande versiegenden Bach, wo der kundige 
Beduine sein leichtes Zelt aufschlägt und seine erbeuteten Schätze be¬ 
wahrt. In dem glückseligen Arabien, dem heutigen Yemen, gießt die 
Natur die ganze Fülle des Südens aus. Die edelsten Frucht- und Ge¬ 
würzarten entsprießen dem gesegneten Boden. Das eingeborne Volk war 
kräftig und wild, edel, großmüthig und gastfrei. Der immer klare, 
dunkelblaue Himmel, die brennende Wüste in der Feme, war seine Schule, 
aus dem sich eine Poesie erzeugte, glühend wie der Sand der Wüste, 
duftig wie der Blüthenhauch der tropischen Wälder, reich und über¬ 
schwenglich wie die Natur des Landes. 
Unter dieser Nation, in diesem Lande, in einer Zeit der allgemeinen 
Umwälzung alles Bestehenden ward Abul Kasem Muhamed im 
Jahre 569 geboren. Der „glückliche Abdallah" und die aus jüdischem 
Stamm entsprossene „schöne Amina" waren seine Eltern. Seine Vater¬ 
stadt war Mecca, das die heilige Kaaba umschloß, mit dem Stein, der 
von den Arabern als Urstoff der Schöpfung seit undenklichen Zeiten 
verehrt wird. Muhamed stammte aus der Familie Haschern aus dem 
Stamme der Koreischiten, welche die Obhut über dieses große National* 
heiligthum erblick besaß. Seine Eltern starben früh. Bei der Menge 
von Verwandten, die sich in die Erbschaft theilten, blieb ihm nur eine 
äthiopische Sklavin und fünf Kameele als ErbtheU übrig. Aber eine 
reiche Wittwe Chadidscha zog ihn ans dieser Dürftigkeit. Sie gab
	        
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