Full text: Vorschule der Geschichte

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herab unb richteten unter biesen große Verwirrung an. Aber bie 
Wachsamkeit unb Umsicht Hannibals brachte bas Heer ohne große 
Verluste auf bie Höhe ber Alpen. Hier, am kleinen St. Bernharb, 
wo bie Dora entspringt, gönnte ber Felbherr ben ertnübeten Truppen 
eine Rast zur Erholung unb zeigte ihnen bas schöne Semb, welches 
nun zu ihren Füßen lag. Allein balb sollte sich zeigen, baß bie 
Mühseligkeiten unb Gefahren bes Ansteigens klein gewesen waren 
gegen bie bes Ansteigens. Das Eis ber Alpen war mit bünnem 
Schnee bebeckt, bie Menschen wie bie Lasttiere konnten nicht festen 
Fuß fassen unb glitten hinab. Man kam an Abgrünbe, bie so 
schroff unb steil waren, baß bas ganze Heer hinunterzustürzen brohte. 
Mit Mühe mußten Wege gehauen unb gangbar gemacht werben. 
Enblich war alles übetwunben; man stand am Süd fuße ber Alpen. 
Allein ein großer Teil bes Heeres war zu Grunde gegangen, ber 
Rest war burch bie Strapazen so geschwächt, baß bie Römer sie mit 
Leichtigkeit hätten vernichten können, wären sie rechtzeitig zur Stelle 
gewesen. Sie hatten jeboch zu lange gezögert, tun zum Angriffe 
bereit zu sein, so baß Hannibal seine Truppen nicht nur ausruhen 
lassen, sonbern auch aus ben gallischen Stämmen, bie ben Römern 
feinbselig gesinnt waren, bebeutenb verstärken konnte. So kam es, 
baß er vollstänbig gerüstet bastanb, als ber römische Felbherr erschien, 
um ihn aus Italien zu vertreiben. Er schlug biesen in zwei Schlachten 
in ber Nähe bes Po, blieb ben Winter über in Oberitalien unb 
brach bann im Frühlinge auf, um über bas Apenninusgebirge gegen 
Rom zu marschieren. In bem Thale bes Arno erlitt sein Heer in 
bem aufgeweichten unb überschwemmten 33oben große Verluste; er 
selbst verlor in ber ungesunben Lust ein Auge. Er überwanb jeboch 
mit seinem tapferen Heere auch jetzt alle Beschwerben unb kam so in 
bie Nähe bes römischen Feldherrn Flaminius. Da es ihm daraus 
ankam, sobalb wie möglich wieber eine Schlacht zu schlagen, zog er 
an bem römischen Heere vorüber, gleichsam, als wollte er auf Rom 
los. Flaminius, ein unbesonnener Mann, folgte ihm sogleich. So 
lockte ihn ber schlaue Karthager bahin, wo er ihn zu vernichten be¬ 
absichtigte. Am trasimenischen See liegt eine von Bergen umgebene 
Ebene; hier machte Hannibal Halt, nachbem er bie Höhen in aller 
Stille besetzt hatte. Unbesonnen rückte ber Römer in ben schmalen 
Eingang, ber in bieses enge Bergthal führt. Nun würbe er
	        
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