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zum Schutze gegen die Deutschen Städte an, so Köln, Bonn, Mainz,
Straßburg u. a.; da jene aber trotzdem nicht aufhörten, das römische
Reich zu beunruhigen, so beschloß der Kaiser Augustus, ganz Deutsch¬
land zu unterwerfen. Viermal drang sein Stiefsohn Drusus in unser
Land ein und gelangte bis zur Elbe; aber mehr als sein Schwert
richtete die Arglist seines Bruders Tiberius aus. Er wußte die
Deutschen unter einander zu entzweien; die einen gewann er durch
Gold, die andern durch Ehrenstellen; endlich gehorchte das ganze
Land zwischen Rhein und Elbe den Geboten der Römer. Varus,
der Statthalter des Kaisers, behandelte die Deutschen wie seine
Unterthanen. Diese waren seit alters gewohnt gewesen, sich nach
ihren eigenen Gesetzen selbst Recht zu sprechen; jetzt urteilten römische
Richter in lateinischer Sprache nach fremden Gesetzen über sie. Die
Verurteilten wurden wohl gar mit Nuten gepeitscht. Schwere Ab¬
gaben drückten das Volk. Da erschien es den stolzen Deutschen wie
eine unerträgliche Schande, von einem fremden Volke wie Sklaven
behandelt zu werden.
Da kehrte Arrmmus, ein junger edler Cherusker, zu seinen
Stammgenossen zurück, nachdem er lange bei den Römern gelebt und
ihre Kriegsweise kennen gelernt hatte. Ihn jammerte die Schmach
seines Volkes, und er beschloß, dasselbe vom Joche der Römer zu be¬
freien. Heimlich zog er im Lande umher, ermahnte seine Landsleute zur
Eintracht und bereitete sie zum Aufstande vor. Freudig versprachen
sie, das Schwert zu ergreifen, wenn er das Zeichen geben würde.
Nun geschah es, daß Varus einen Kriegszug gegen ein im Osten
wohnendes Volk unternahm. Da glaubte Armin, die Zeit der Be¬
freiung sei gekommen; schlau wußte er den Varus zu täuschen,
begleitete ihn sogar mit seiner Mannschaft, als wollte er ihm bei¬
stehen. Als Varus aber tief in die deutschen Wälder eingedrungen
war, verließ er ihn plötzlich und rief die Cherusker zum Kampfe auf.
Da strömten diese von allen Seiten herbei und griffen die Römer
mit Ungestüm an. Varus sah, daß er verloren sei, wenn er nicht
den Rückzug antrete. Aber es gab keine geebneten Wege durch das
Dickicht der deutschen Wälder; der Boden war von heftigen Regen¬
güssen aufgeweicht; mit Mühe erreichte er eine Stelle, wo er das
Lager aufschlagen konnte. Durch Wald, über Berg und Thal, von
den Deutschen von allen Seiten angegriffen, setzte er am andern Tage