Object: Lehrstoff der mittleren und oberen Klassen (Teil 2)

§ \57. Die Skandinavische Halbinsel. 
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Nach der Oberflächengestalt gliedert sich die Halbinsel in zwei 
Teile: das Skandinavische Hochgebirge und den Baltischen 
Schild. 
Das Skandinavische Hochgebirge, welches die nordwestliche 
Hälfte Skandinaviens einnimmt, erreicht die Alpen an Höhe bei 
weitem nicht, übertrifft sie aber an Fläche um fast das Doppelte. 
Ursprünglich war es ein Faltengebirge, aber die Faltenzüge sind 
längst verwischt. Das Gebirge setzt sich jetzt aus einzelnen Berg¬ 
gruppen und breiten Hochflächen zusammen, die durch schmale und 
tiefe Thäler getrennt werden, welche wie mit einem Beile in das 
Gebirge eingehauen zu sein scheineil. Außerordentlich schroff fällt das 
Gebirge nach NW. zum Meere, in mehreren Stufen nach 80. zum 
Baltischen Schilde ab. 
Dem Baltischen Schild gehört der ganze übrige Teil der Halb¬ 
insel an. Derselbe zeigt in seinem Bau eine auffallende Übereinstinunling 
mit der etwa unter den gleichen Breiten liegenden Arktischen Seeen- 
platte Nordamerikas. Wie diese ist er eine Felsplatte mit sehr geringer, 
häufig ganz fehlender Ackerkrume, die, einem flachen Schilde vergleichbar, 
von allen Seiten dem Bottnischen Meerbusen (dem in Amerika die 
Hudsons-Bai entspricht) sich zuneigt. Charakteristisch für den Baltischen 
Schild ist ferner der große Reichtuln an Seeen und die Unfertigkeit 
seiner Flußläufe, die ein sehr wechselndes Gefälle zeigen, bald zu See¬ 
becken sich erweitern, bald in enge Schluchten eingezwängt sind oder 
in Wasserfällen und Stromschnellen über die Felsplatten hinbrausen. 
Die Küsten der Nordeuropäischen Halbinsel sind fast überall 
felsige, vielfach zerrissene Steilküsten, die von zahllosen kleinen Felsen¬ 
inseln, den sogenannten Schären, umkränzt sind. Die Küsten des 
Hochgebirges sind durch die großartige Entwickelung der Fjorde aus¬ 
gezeichnet, die meist senkrecht oder doch unter sehr steilem Winkel gegen 
die Küstenlinie tief in das Gebirge einschneiden und sich oft vielfach 
verzweigen. Die meisten sind sehr schmal und gleichen durchaus den 
Thälern des Hochgebirges. Andere erweitern sich an einzelnen Stellen 
zu größeren Wasserbecken. Sie haben stets tiefes Wasser; die größten 
Tiefen liegen im Innern, während der Eingang flacher ist. 
Zur Eiszeit glich die Halbinsel dem Inneren Grönlands. Sie war mit einer 
mehrere tausend Meter mächtigen Eisschicht bedeckt, aus der nur die höchsten Berg- 
spitzen hervorragten. Von hier gingen die mächtigen Eisströme aus, welche damals 
über einen großen Teil des nördlichen Europas sich ausbreiteten. Dieselben haben 
natürlich auch hier zahlreiche Spuren hinterlassen. Sie haben die Berge ab¬ 
geschliffen und ihnen gerundete Formen gegeben und mächtige erratische Blöcke weit 
über das Land ausgebreitet. 
Klimatisch ist die Westküste vor alleu anderen Teilen der Halb¬ 
insel begünstigt. Hier kommt die Wirkung des Golfstroms noch zur 
vollen Geltung, und zugleich herrschen warme, feuchte Westwinde vor. 
Die Mitteltemperatur sinkt infolgedessen selbst im höchsten N. nicht 
unter 0° herab und steigt im 8. auf 7—8°. Die mittleren Januar¬ 
temperaturen liegen zwischen 0 und —5°; die Häfen Norwegens 
bleiben daher stets eisfrei. Der Feuchtigkeitsgehalt der Luft ist groß,
	        
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