fullscreen: Geschichte des Altertums für Quarta (Teil 1)

Die römische Köuigszeit. 
Nachdem auf Anstiften der Söhne des Ancus Martins Tarquinius Servius 
erschlagen worden war, folgte ihm sein Schwiegersohn Servius 
Tnllins. Er soll ein milder, volksfreuudlicher König gewesen sein und 
dem römischen Volke eine Verfassung gegeben haben. So wie knrz 
vorher Solon in Athen den Streit des Adels mit der übrigen Bürgerschaft Verfassung, 
dadurch zu schlichten gesucht hatte, daß er allen Bürgern politische Rechte, aber 
nicht die gleichen Rechte gab, so verfuhr auch Servius Tullius; wie Solon, 
stufte auch er die politischen Rechte nach dem Vermögen ab. Nach dem Grund¬ 
besitz teilte er das Volk in fünf Klassen und diese wieder in Centurien. Auf 
Grund dieser Einteilung wurde das H e e r geordnet; die Wohlhabenderen zogen 
als Schwerbewaffnete, die Armeren, d. h. die große Mehrzahl der Plebejer, 
als Leichtbewaffnete ins Feld. Diese Einteilung hat aber auch politische 
Bedeutung; denn eentnrienweise stimmte das Volk in der Volksversammlung, 
den Komitien, ab, die daher C e n t n r i a t k o m i t i e n heißen. So erhielten 
denn auch die Plebejer Zutritt zur Volksversammlung, obgleich den 
Rittern und der ersten Klasse hier die Mehrzahl der Stimmen zufiel; auch 
die Plebejer trugen jetzt die Waffen für das Vaterland; sie waren aus 
Halbbürgern Bürger geworden. 
Neben der Einteilung nach dem Vermögen war die Bürgerschaft nach Die Tribus. 
dem Wohnort in örtliche Bezirke eingeteilt, die Tribus hießen. 
Der treffliche König fand nach der Sage ein furchtbares Ende. Die 
jüngere seiner Töchter, Tullia, ein verbrecherisches Weib, vermählte sich 
mit einem Sohne des Tarquinius Priscus; dieser erschien eines Tages 
im Senat und nahm den Thron für sich in Anspruch. Als Servius herbei¬ 
eilte, stürzte er den Greis die Stufen hinunter, die zu dem Senatsgebäude 
hinaufführten; und Tullia, die in ihrem Wagen herbeifuhr, um den Gemahl 
als König zu begrüßen, scheute sich nicht die Rosse über den Leichnam des 
Vaters hinwegzulenken. In so ruchloser Weise wurden Lucius Tarquinius 
und Tullia die Beherrscher von Rom. 
Lucius Tarquinius führte im Inneren ein gewalttätiges Tarquinius 
und tyrannisches Regiment, weshalb er den Beinamen Superbus führt. upei 
Wie die griechischen Tyrannen, umgab er sich mit einer Leibwache und ver¬ 
folgte viele Mitglieder des Adels durch Verhaftung, Ächtung und Hinrichtung, 
während er ihre Güter einzog. Den Senat berief er ebensowenig wie die 
Komitien; die Verfassung des Servius hob er aus. Wie sein Vater, liebte 
er fürstlichen Glanz und vollendete die großen Bauten, die jener be¬ 
gonnen hatte. 
Nach außen breitete er Roms Herrschaft weiter ans als irgend einer 
Neubauer, Lehrbuch der Geschichte I. Quarta. 8. Auslage. 5
	        
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