60 Zweiter Zeitraum. Der Römische Freistaat.
landete zweimal an Englands Küste. Krassus war inzwischen im Kampfe
gegen die Parther gefallen; dadurch löste sich das Triumvirat auf.
Zwischen Cäsar und Pompejus, die beide nach der höchsten Macht
im Staate strebten, konnte keine wahre Freundschaft bestehen. Pompejus
hatte sich vom Senate die Statthalterschaft über Spanien auf fünf Jahre
übertragen lassen; von Cäsar aber verlangte der Senat auf Betreiben des
Pompejus, daß er seine Provinz Gallien abtreten und sein Heer entlassen
sollte. Cäsar erklärte sich dazu bereit, wenn Pompejus ebenfalls auf Heer
und Provinz verzichtete. Der Senat bestand auf seinem Willen. Da kehrte
Cäsar nach Italien zurück, um seinen großen Nebenbuhler Pompejus zu
bekriegen. Pompejus floh vor ihm nach Griechenland und unterlag in
der Schlacht bei Pharsalus in Thessalien (48), obschon sein Heer
mehr als doppelt so stark war als das Cäsars.
Cäsar schlichtete dann einen Thronstreit in Ägypten zugunsten der
Königin Kleöpatra, setzte nach Asien über und besiegte den König Phar-
naces von Pontus in einem Feldzuge von fünf Tagen. Er berichtete
an den Senat über diesen Feldzug mit den kurzen Worten: Ich kam,
sah und siegte! (veni, vidi, vici). In Afrika und in Spanien besiegte
er in kurzen Feldzügen die letzten Reste der pompejanischen Partei. Dann
wurde er Diktator auf Lebenszeit, regierte mild und weise, wurde
aber 44 v. Chr. von Verschwörern ermordet.
Cäsars Persönlichkeits. Cäsar gilt als der größte Römer. Er ent-
stammte dem jutischen Geschlechte, das seinen Stammbaum auf Julus,
den Sohn des Äneas, zurückführte. Körperliche Frische, Spannkraft des
Geistes, Güte des Herzens zeichneten ihn aus. Obschon zum ältesten Adel
der Stadt gehörig, schloß er sich an die Volkspartei an. Deshalb wurde
er von Sulla geächtet, aber auf vielseitiges Bitten begnadigt. Im Fechten
und Reiten nahm er es mit jedem seiner Soldaten auf. Durch die
Schnelligkeit seiner Märsche, zu denen er vielfach auch die Nächte benutzte,
erregte er Erstaunen. Rasch überschaute er die Verhältnisse und traf mit
sichern Blick seine Anordnungen. Sein Gedächtnis war unvergleichlich.
Er konnte gleichzeitig vier Schreibern über vier verschiedene Stoffe diktieren.
Im Alter von 20 Jahren kämpfte er mit Ruhm gegen die Seeräuber. Nach
Sullas Tode trat er als Ankläger gegen die Sullaner auf, die durch
Erpressungen das Volk bedrückt hatten. Dabei zeigte er sich als gewandten
Redner und als Mann von Rechtlichkeitsgefühl. Vor der Rache der
Sullaner floh er nach Rhodos, wo er sich von dem berühmten Redner
Molo in der Beredsamkeit unterrichten ließ. Auf der Reise dahin fiel er
Seeräubern in die Hände, die 20 Talente Lösegeld verlangten. Er lachte
über ihre Bescheidenheit und versprach ihnen 50; zugleich aber drohte er,
er werde sie alle kreuzigen lassen, wenn er frei sein werde. Überhaupt
*) Nach Oskar Jäger, Geschichte der Römer.