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als geschworene Feinde der Hierarchie und wollte sie unter keiner Bedin¬
gung auf den Kaiserthron gelangen lassen.
Lothar II., Herzog von Sachsen, wurde zum Könige der Deutschen
gewählt (1125—1137) und von dem Papste Jnnocenz II. in Rom
gekrönt. Seine Nachgiebigkeit gegen die Forderungen des Klerus
trugen wesentlich zur Erhöhung der hierarchischen Macht bei. Er nahm
die Erbgüter der Gräfin Mathilde als Lehen des Papstes an, das
größte Zugeständnis, welches je ein Herrscher der kirchlichen Gewalt ge¬
macht hat; nicht minder aber legte er durch seine Bestimmung, daß die
Lehen fortan erblich sein sollten, den Grund zu der Ausbildung einer un¬
abhängigen Fürstenmacht. Um ein Gegengewicht wider die Hohenstaufen,
denen er ihre fränkischen Erbgüter entreißen wollte, zu gewinnen, ver¬
mählte er seine einzige Tochter und Erbin Gertrude dem Welfischen
Herzoge Heinrich dem Stolzen von Baiern und verlieh demselben
auch das Herzogthum Sachsen.
Als Lothar auf dem Rückzuge von Italien in einer Alpenhütte zu
Throl plötzlich starb, glaubte sein Schwiegersohn, Heinrich der Stolze von
Baiern, der die Kroninsignien bereits in Händen hatte, das nächste An¬
recht auf den kaiserlichen Thron zu besitzen. Anders aber dachten die Ho-
henstaufisch gesinnten Herren und Bischöfe, die eben sowohl die große
Macht, als den hochfahrenden Sinn des welfischen Heinrich fürchteten.
Auf dem Reichstage zu Koblenz ward Konrad von Hohenstaufen
zum König erwählt 1137. Nun war das Zeichen zum Streit zwischen
den mächtigen Fürstenhäusern gegeben, welcher so lange Zeit hindurch den
deutschen Ländern verderblich werden sollte.
Konrad's Wahl war eilfertig und nicht in der ganzen Versammlung
der Fürsten geschehen; weder die Sachsen noch die Baiern waren zugegen
gewesen und Herzog Heinrich der Stolze widersetzte sich der Wahl.
Alsbald erklärte König Konrad III., Heinrich's Macht sei für Deutsch¬
lands Ruhe zu groß, und nahm ihm Sachsen, welches er dem Markgrafen
Al brecht dem Bären von Brandenburg verlieh. Heinrich der
Stolze griff zu den Waffen; der König nahm ihm aber auch Baiern
und belehnte mit demselben den Markgrafen Leopold von Oe st reich.
Jetzt erhob sich offener Krieg, welchen der plötzliche Tod Heinrich's des
Stolzen nur auf kurze Zeit unterbrach. Heinrich's Wittwe, die Kaiser¬
tochter Gertrude, und ihre Schwiegermutter Richenza wußten das
Land Sachsen, welches treu an dem Welfischen Hause hing, für den zehn¬
jährigen Sohn Heinrich (später der Löwe zubenannt) zu erhalten; Baiern
hingegen machte Welf VI., Heinrich's des Stolzen Bruder, dem
Markgrafen von Oestreich streitig, und als Konrad die welfisch gesinnte
Stadt Weinsberg in Schwaben belagerte, eilte jener zum Entsätze her¬
bei. Zwischen Beiden kam es zu einer blutigen Schlacht, in welcher zu¬
erst das Losungswort: „Hie Welf" und „Hie Weiblingen!" gehört
wurde. Konrad gewann das Treffen; Welf warf sich in die Stadt, wo