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selben zu rächen, und da das Orakel ihm sagte: „Wenn Krösus
über den Halys (die Grenze seines Reiches) geht, wird er ein
großes Reich zerstören" zweifelte er nicht, daß er den Cyrus
besiegen werde, und begann gegen ihn den Krieg. Cyrus aber
drang bis zu seiner Hauptstadt Sardes vor, eroberte dieselbe, nahm
den Krösus gefangen und ließ ihn auf einen Scheiterhaufen bringen.
Da gedachte Krösus dessen, was der weise Solon ihm einst gesagt
hatte, und er rief laut: „O Solon! Solon!" Cyrus ließ ihn
fragen, wen er gerufen habe, und als ihm Krösus nun sagte, was
ihm mit Solon begegnet sei, schenkte er ihm das Leben und behielt
ihn als seinen Freund bei sich; denn er bedachte, daß auch er ein
Mensch, und unter den menschlichen Dingen nichts beständig sei.
Darauf zog Cyrus gegen die Stadt Babylon, aber ihre
Mauern waren so fest, daß er sie mit Gewalt nicht erobern konnte.
Da ersann er eine List. Er leitete das Wasser des Enphrat ab
und drang durch das trocken gelegte Flußbett unter der Mauer in
die Stadt ein. So kam dieselbe in seine Gewalt und mit ihr das
ganze babylonische Reich, das nun eine persische Provinz wurde
den Juden aber, die in Babylon damals in der Verbannung
lebten, erlaubte er, nach Kanaan zurückzukehren.
Dann unternahm er noch einen Zug gegen die jenseits des
kaspischen Meeres wohnenden kriegerischen Massageten. Er
drang siegreich vor und nahm durch List den Sohn ihrer Königin
Tomyris gefangen; der Jüngling aber tötete sich aus Verzweiflung.
Da rief die Königin ihr ganzes Volk zum Kampfe auf. Die
Perser wurden geschlagen, und Cyrus selbst fiel in der Schlacht.
Die Königin aber ließ seinem Leichnam den Kopf abschneiden und
steckte ihn in einen Schlauch voll Blut, indem sie sagte: „Nun
trinke dich satt an dem Blute, nach dem du so gedürstet hast."
Miltiades. 490. 490
§ 16. Ein späterer König von Persien, Darius, der Sohn
des Hystaspes, unternahm einst einen Zug gegen die Skythen,
die nördlich von der Donau wohnten. Er ließ eine Brücke über
den Fluß schlagen, und die Bewachung derselben übertrug er
mehreren griechischen Fürsten. Da er nun lange ausblieb, riet der
Athener Miltiades, die Brücke abzubrechen. Das verhinderte
aber Histiäus, der Statthalter von Milet in Kleinasien, und
dadurch rettete er dem Darius, der endlich von den Skythen ver-
folgt zurückkam, das Leben. Der König belohnte ihn reich dafür;
bald aber erregte Histiäus den Verdacht des Darius, und dieser
berief ihn zu sich nach seiner Residenz Snsa. Da reizte Histiäus
seinen Neffen Aristägoras, der nach ihm Statthalter von Milet
geworden war, daß er sich an der Spitze der Griechen in Klein-
asien empörte. Die Athener brachten ihnen Hülfe, und sie ver-
brannten die Stadt Sardes. Doch der Aufstand wurde unter-
drückt, und Darius beschloß nun, sich an den Athenern zu rächen.
Er sandte deshalb eine Flotte unter seinem Schwiegersohne Mar-