Full text: Leitfaden für die biographische Vorstufe des Geschichtsunterrichts

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von diesen Fehlern nicht befreien. Bald war er der verzogene 
Liebling des Volkes, das ihm auch die mutwilligsten Streiche der- 
zieh. Dem reichen und angesehenen Hippontkns gab er öffentlich 
eine Ohrfeige, und doch gab derselbe ihm bald darauf seine Tochter 
Hipparete zur Gemahlin. 
4 § 24. Der peloponnesische Krieg. 431 bis 404. — 
Als Alkibiades zwanzig Jahre alt war, brach ein furchtbarer Krieg 
aus. Die Athener waren nämlich durch die Kriege gegen Darms 
und Xerxes zu großem Ansehen in Griechenland gelangt. Alle 
Griechen, die auf den Inseln und in Kleinasien wohnten, und 
viele andere stellten sich unter ihren Schutz, und durch ihre mächtige 
Flotte hatten sie die Herrschaft auf dem Meere. Darüber waren 
die Spartaner neidisch, und endlich vereinigten sich dieselben 
mit fast allen Peloponnesiern und begannen gegen die Athener, 
mit denen die meisten Griechen in Hellas verbündet waren, einen 
Krieg, den man den peloponnesischen Krieg nennt, und 
der 27 Jahre (431 bis 404) dauerte. Zum Unglück für die 
Athener entstand gleich in den ersten Jahren dieses Krieges in 
Athen eine Pest, an der unzählige starben, unter ihnen auch 
Perikles. Da kamen traurige Zeiten für Athen. Die Menge 
des niedrigen Volkes riß alle Gewalt an sich, und unfähige und 
leidenschaftliche Menschen, die sich an ihre Spitze stellten, be- 
mächtigten sich der Leitung des Staates. Der Krieg wurde in- 
dessen von beiden Seiten mit der größten Erbitterung fortgeführt. 
Erst nach fast zehnjährigem Kampfe kam ein Friede zu' stände, 
aber auch der war nicht von langer Dauer. 
§ 25. Verbannung des Alkibiades. — Gesandte 
aus Egesta in Sicilien kamen nach Athen und forderten die 
Athener zur Hülfe gegen die mächtige Stadt Syrakus auf. 
Alkibiades hatte schon längst nichts mehr gewünscht, als Er- 
Neuerung des Krieges. Er setzte es deshalb durch, daß der Zug 
nach Stalten beschlossen unb ihm selbst der Oberbefehl über die 
Flotte übertragen würbe. Als aber bieselbe zur Abfahrt bereit 
war, würben in einer Nacht sämtliche Bilbsäulen bes Gottes 
Hermes in Athen verstümmelt. Die Feinbe bes Alkibiabes be¬ 
haupteten, er sei an beut Frevel schnlb; boch verschoben sie die 
Anklage, und er segelte mit der Flotte nach Sicilien. Aber kaum 
hatte er sich eingeschifft, so wurde er in Athen der Entweihung 
der Religion angeklagt, und es ward ein Schiff abgesandt, um 
ihn zurückzuholen. Er folgte dem Befehl; unterwegs aber ent- 
floh er, und nun verurteilten die Athener ihn abwesend zum 
Tode, und es wurde der Staatsfluch über ihn ausgesprochen. 
Rachedürstend ging er nach Sparta unb gab ben Spartanern 
Ratschläge, bte ben Athenern Verberben bringen sollten. Doch 
balb verbarb er es burch seinen Leichtsinn auch in Sparta, unb 
er mußte nach Kleinasien zu bcm persischen Statthalter Tissa- 
phernes fliehen. Die Athener hatten inbessen seit seiner Ent- 
sernung beftänbig Unglück im Kriege gehabt; auch bas Unternehmen
	        
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