Object: Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus

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Russen (unter Wittgenstein, 2)ori, Blücher und Kleist) wollten ihm 
dies Mal zuvorkommen, ehe er selbst sein Schlachtfeld gewählt, und 
2. Mai griffen ihn bei Groß-Görschen an (2. Mai). Wiewohl die Stel- 
1813 lung der Franzosen günstiger war, siegte doch zuerst überall der 
Russen und Preußen unwiderstehliche Tapferkeit; aber immer neue 
Schaaren konnte Napoleon in den Kampf führen und zuletzt mu߬ 
ten die Verbündeten der Ueberzahl weichen. Jedoch gingen sie nur 
Schritt vor Schritt aus dem mörderischen Feuer und behaupteten 
standhaft bis zum Einbruch der Nacht den größten Theil des Schlacht¬ 
feldes. War auch der Sieg nicht errungen, so ging doch nach der 
Schlacht bei Groß-Görschen durch ganz Deutschland die erhebende 
Kunde von der Kühnheit und Todesverachtung der jungen preußi¬ 
schen Krieger. Mit der größten Ruhe und Ordnung zogen sich die 
Verbündeten an die Elbe zurück. 
Napoleon rückte nun in Dresden ein (8. Mai), und zwang 
den König von Sachsen, der zu Prag mit den Oesterreichern unter¬ 
handelte, um sich eine neutrale Stellung zu" sichern, nach Dresden 
zurückzukehren und seine Truppen mit den Franzosen zu vereinigen. 
Dann eilte der gewaltige Krieger weiter den Verbündeten nach, de¬ 
nen er am 21. Mai bei Bautzen in der Lausitz (mit 150,000 ge¬ 
gen 100,000 Mann) eine blutige Schlacht lieferte. Auch hier kämpf¬ 
ten die Preußen und die Ruffen mit der größten Tapferkeit, mu߬ 
ten aber zuletzt der Uebermacht nochmals das Feld räumen. Doch 
geschah auch hier der Rückzug mit solcher Ordnung, daß die Fran¬ 
zosen an kein Verfolgen, an kein Beutemachen denken konnten. 
Waffenstillstand; Oesterreichs Kriegserklärung. Die 
Verbündeten zogen sich nach Schlesien zurück; sie boten bald darauf 
Napoleon einen Waffenstillstand auf sechs Wochen an, den er gern 
annahm. In Preußen war man über die Kunde vom Waffenstill¬ 
stand zuerst sehr verstimmt; der König aber beruhigte sein Volk, in¬ 
dem er laut verkündete, es solle der Nationalkraft dadurch nur Zeit 
gegeben werden, sich erst völlig zu entwickeln. In der That wurde 
rastlos fortgewirkt, gewasfnet, geübt und alle Kräfte der Nation 
von Neuem angespannt. 
Während des Waffenstillstandes erregte das Schicksal der mu- 
thigen L ü tz o w ’ schen Reiterschaar allgemeine Theilnahme. Sie hatte 
sich in den Rücken des Feindes nach Franken gewagt, erlielt zu 
spät die Kunde von der abgeschlossenen Waffenruhe, um roch zur 
rechten Zeit über die Elbe zurückzugehen, und wurde auf Napoleon's
	        
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