Full text: Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

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7. Friedrichs letzte Jahre. Das benachbarte Wahlreich 
Polen versank immer tiefer in Zerrüttung und Ohnmacht und war 
eine beständige Gesahr für die Nachbarn. Da vereinigten sich 
Russland, Östreich und Preußen zur ersten Theilung Polens 
(1772). Friedrich erhielt Westpreußen, ohne Thorn und Danzig, 
und nannte sich hinfort König von statt bisher i n Preußen. War 
der Erwerb des Landes auch kein rechtmäßiger, so entschuldigen ihn 
doch die Umstände. Friedrich hat der neuen Provinz die größte 
Sorgfalt zugewandt und das lange Elend derselben geendet. — In 
Östreich saß Joseph II., der edle Sohn Maria Theresia's, auf 
dem Throne. Er eiferte Friedrich als seinem bewunderten Vor¬ 
bilde nach. Seine Völker zu beglücken, das war sein höchstes 
Streben. Die Leibeigenschaft hob er auf, allen Religionsparteien 
gab er gleiche Rechte, die Volksbildung förderte er, und die meisten 
Klöster hob er auf. Aber feine Völker waren nicht reis für fein 
Streben. Dazu verfuhr er allzu hastig und that oft den zweiten 
Schritt, ehe er den ersten gethan hatte. Zu feinem Schmerze sah 
er am Ende feines Lebens einen großen Theil seiner Unterthanen in 
offener Auflehnung gegen sich und muffte manche von seinen Ver¬ 
ordnungen wieder zurück nehmen. Joseph II. machte nach dem 
Aussterben der Wittelsbacher in Bayern Ansprüche auf dies Land, 
obgleich Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz der rechtmäßige Erbe 
war. Friedrich erhob Einsprache und ließ seine Truppen in Böhmen 
einrücken. Es kam zu feiner Schlacht in diesem „Kartoffelkriege", 
wohl aber rafften Ruhr und Faulfieber manchen Soldaten hinweg. 
Im Frieden von Tefchen (1779) verzichtete Joseph auf Bayern, 
behielt aber das Jnnviertel zwischen Donau, Inn und Salzach. 
Gegen Übergriffe der Reichsgewalt brachte Friedrich „den Fürsten¬ 
bund" zu Stande. Immer freudloser wurde das Alter des großen 
Königs. Seine liebsten Freunde hatte der Tod abgerufen, und die 
Schmerzen und Leiden des Körpers mehrten sich. Mit den Dualen 
der Gicht verbanden sich die Beängstigungen der Wassersucht. End¬ 
lich am 17. August 1786 verließ in Sanssouci der hohe Geist 
seine irdische Hülle, die in der Garnisonfirche zu Potsdam be¬ 
graben wurde. 
Fragen: Worin besteht Friedrichs Größe? — Welche Jugendein- 
brücke haben bei ihm lebenslang nachgewirkt? Warum nennt man die 
ganze Zeit „das Zeitalter Friedrichs des Großen"? — Was hat Friedrich 
durch den 7jährigen Krieg gewonnen? — Wie war's möglich, dass er 
der „Welt in Waffen" so lange widerstehen konnte? — Wie ist die 
Theilung Polens zu rechtfertigen? — Welche dauernden Schöpfungen 
stammen aus seiner Zeit? — Lessing's „Minna von Barnhelm". 
Miuding's „Zorndorf".
	        
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