Full text: [Teil 3 = Kl. 6, [Schülerbd.]] (Teil 3 = Kl. 6, [Schülerbd.])

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so viele Soldaten und Pauken und Trompeten da. Und wie er in das 
Haus kam, da war alles von purem Marmelstein mit Gold, und samtne 
Decken und große goldne Quasten. Da gingen die Türen von dem Saal 
auf, wo der ganze Hofstaat war, und seine Frau saß auf einem hohen 
Thron von Gold und Demant und hatte eine goldne Krone auf und das 
Zepter in der Hand von purem Gold und Edelstein, und auf beiden 
Seiten neben ihr standen sechs Jungfrauen in einer Reihe, immer eine 
einen Kopf kleiner als die andere. Da blieb er stehen und sagte: „Ach 
Frau, bist du nun König?“ „Ja,“ sagte die Frau, „nun bin ich König.“ 
Da stand er und sah sie an, und wie er sie eine Zeitlang so angesehen 
hatte, sagte er: „Ach Frau, was sieht das schön aus, wenn du König 
bist! Nun wollen wir auch nichts mehr wünschen.“ „Nein, Mann,“ 
sagte die Frau und wurde ganz unruhig, „mir wird die Zeit und Weile 
schon lang, ich kann das nicht mehr aushalten. Geh hin zum Butt, 
König bin ich, nun muß ich auch Kaiser werden.“ „Ach Frau,“ sagte 
der Mann, „was willst du Kaiser werden?“ „Mann,“ sagte sie, „geh 
zum Butt, ich will Kaiser sein.“ „Ach Frau,“ sagte der Mann, ‚Kaiser 
kann er nicht machen; ich mag dem Butt das nicht sagen; ein Kaiser ist 
nur einmal im Reich: Kaiser kann der Butt ja nicht machen, das kann 
und kann er nicht.“ „Was,“ sagte die Frau, „ich bin König, und du 
bist nur mein Mann; willst du gleich hingehen? Gleich geh hin; kann 
er Könige machen, kann er auch Kaiser machen, ich will und will Kaiser 
sein; gleich geh hin.“ Da mußte er hingehen. Wie der Mann aber 
hinging, war ihm ganz angst, und wie er so ging, dachte er bei sich: 
„Das geht und geht nicht gut: Kaiser ist zu unverschämt, der Butt 
wird's am Ende müde.“ 
Damit kam er an die See. Da war die See noch ganz schwarz und 
dick und fing schon an, so von unten auf zu gären, daß es nur so Blasen 
warf, und ging so ein scharfer Wind darüber hin, daß es sich nur so umkehrte, 
und dem Mann begann graulich zu werden. Da blieb er stehen und sagte: 
„Manntje, Manntje, Timpe Tee, 
Buttje, Buttje in der See, 
meine Frau, die Ilsebill, 
will nicht so, wie ich wohl will.“ 
„Na, was will sie denn?“ sagte der Butt. „Ach Butt,“ sagte er, „meine 
Frau will Kaiser werden.“ „Geh nur hin,“ sagte der Butt, „sie ist es schon.“ 
Da ging der Mann hin, und wie er hinkam, war das ganze Schloß 
von poliertem Marmelstein mit alabasternen Figuren und goldnen Zieraten. 
Vor der Tür marschierten die Soldaten, und sie bliesen Trompeten und
	        
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