Full text: (Der biographische Unterricht) (Unterrichtsstufe 1)

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folgen hatte. Durch diesen Sieg lernten die herrlichen Städte Ekbatana, Susa 
und Babylon mit sehr vielen Schätzen in des Siegers Hände. Alle diese Er- 
oberungen genügten dem Helden noch nicht. Die Reichtümer verschenkte er an 
seine Freunde und Begleiter mit seltner Freigebigkeit. Das hatte aber für 
seine Soldaten schlimme Folgen. Sie wurden üppig und schwelgerisch und sehnten 
sich nach Ruhe. Selbst Alexander gab sich den sinnlichen Ausschweifungen hin 
und ließ sich im Rausch nicht selten zu unerlaubten Handlungen hinreißen. 
§. 23. Alexanders Thaten bis zum Zuge nach Indien. Je 
weiter nun Darius nach der nordöstlichen Grenze fernes Reiches floh, desto 
schneller verfolgte ihn Alexander. Da hörte dieser, dass Darius von Bessns, 
einem seiner Statthalter, gefangen genommen worden sei, und dass sich der treu- 
lose Diener selbst zum Herrn seiner Provinz machen wolle. Sofort zog Alexander 
durch wüste Gegenden mit seinen von Durst gequälten Soldaten dem Statt- 
Halter nach. In seiner Angst ließ dieser den Perserkönig zurück und floh, wäh- 
rend einige seiner Knechte dein unglücklichen Darius tätliche Wunden versetzten. 
Macedonische Reiter fanden den König sterbend. Da ihm einer noch einen Trunk 
Wasser reichte, erwiederte der König dieses Labsal mit einem Händedruck. indem 
er sagte: „Freund, es ist das höchste meiner Leiden, dass ich dir deine Wohlthat 
nicht einmal vergelten kann. Aber Alexander wird sie dir vergelten, und ihm 
werden die Götter die Großmut belohnen, die er meiner Gemahlin und meinen 
Kindern erwiesen hat. Ich reiche ihm hier durch dich meine rechte Hand." 
Alexander weinte, als er den König tot fand, und ließ ihn zu Perfepolis in dem 
königlichen Begräbnisse beisetzen. Bessus wurde für seinen Verrat hingerichtet. 
Als Alexander bei den Flüssen Oxus und Jaxartes die Grenze Persiens erreicht 
hatte, wollte er sich von den großen Anstrengungen erholen. Allein seine Er- 
holungen bestanden in Schwelgereien bei unmäßigen Gastmählern. Später ver- 
heiratete er sich mit einer schönen Perserin. Roxane, und zeichnete überhaupt die 
Perser vor seinen Macedoniern aus. Die Folge davon war, dass Verschwörungen 
gegen das Leben des Königs entstanden. Als Alexander gar den Sohn des Par- 
memo hinrichten, den Parmenio selbst meuchelmorden ließ, seinen treuen Klitus 
im Rausche mit eigener Hand erstach; als er sich wie einen Gott verehrt wissen 
wollte: da sah man wohl, dass nicht bloß sein Körper, sondern auch sein Geist 
durch die unmäßigen Schwelgereien geschwächt war. Dennoch flammte feine 
Geisteskraft wieder auf, sobald ihr neue Unternehmungen Nahrung verschafften. 
§. 24. Alexanders Zug nach Indien und sein Tod. Das große 
persische Reich war nun erobert. Auch Indien sollte unterworfen werden, damit 
das Orakel vom gordischen Knoten in Erfüllung ginge. Im Jahre 327 drang 
Alexander in Indien ein. Die Kämpfe waren hier viel schwieriger. Nachdem 
er den Indus überschritten, traf er zwei Fürsten Taxilas und Porus und nahm 
letzteren nach einer blutigen Schlacht gefangen. Alexander handelte aber königlich 
gegen ihn, indem er ihm fein Land zurückgab. Dann ging er bis zum Flusse 
Hyphasis vor und eroberte die Stadt Sangala. Nun wollten seine Soldaten 
ihm nicht weiter folgen; einmütig drangen sie auf Rückkehr. Der König aber 
stellte ihnen in einer Rede vor, dass die unzufriedenen nach Hanse gehen möchten, 
er werde mit den übrigen weiter ziehen. Drei Tage verschloss er sich in seinem 
Zelte und erwartete, dass ihn feine Treuen um den Weitermarsch bitten sollten. 
Aber es kam niemand. Da gab er Befehl zum Rückzüge. Mit Jubel richtete 
nun das Heer, größtenteils zu Schiffe, seinen Weg den Indus hinab. Alexander 
hatte noch manche Kämpfe, besonders unter den Malliern, zu bestehen und wurde, 
als er deren Hauptstadt eroberte, schwer verwundet. Er lernte auch die Brahminen,
	        
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