Stuart (1587 vgl. engl. Gesch.) erneuerte der Papst (Sixtus V.) die Ex-
Kommunikation über Elisabeth; die mächtige spanische Flotte (die sogen,
unüberwindliche Armada), welche die Eroberung Englands unter-
nehmen sollte, ward indes teils durch die englischen Schiffe, teils durch Stürme
vernichtet (1588). Als dann im nächsten Jahre (1589) nach der Ermor¬
dung des französischen Königs Heinrich III., ein Hugenott, Heinrich IV.,
den französischen Thron bestieg, richteten sich die spanisch-päpstlichen Eroberungs-
Mne gegen Frankreich. Alexander von Parma, der zuerst gegen England
hatte rüsten müssen, erhielt jetzt den Austrag, mit einem großen Teil seines
Heeres nach Frankreich zu rücken (1590 u. 1591).
Während sich die spanische Macht in jenen Kämpfen um ein katholisches
Weltreich zersplitterte und aufrieb, konnten die protestantischen Nieder-
lande ihre Kraft sammeln; sie übertrugen Moritz von Oranien. dem
Sohne Wilhelms, die Statthalterschaft; dieser behauptete gegen die mittelmäßigen
Feldherrn, die auf Alexander von Parma (f 1592) folgten, siegreich das
Feld. Der Krieg dauerte nach dem Tode Philipps II. fort; endlich kam es
1609 zu einem zwölfjährigen Waffenstillstands. Die Republik der
vereinigten Niederlande, bald nach dem seegewaltigen Holland geradezu
Republik Holland 2) gen., wurde in ihrer Unabhängigkeit anerkannt. Die
aus Abgeordneten der Provinzialstaaten (vgl. S. 10. 2) zusammengesetzten Gene¬
ralstaaten berieten und beschlossen über die auswärtigen Staatsgeschäfte;
in ihren inneren Angelegenheiten waren die einzelnen Staaten durchaus
selbständig; wesentlich zur Führung ihrer Flotten und Heere hatten sie
Statthalter 3) aus dem Hause Nassau-Oranien an ihrer Spitze. —
Der Freiheitskampf hatte in den Niederlanden 'den Unternehmungsgeist
geweckt und einen großartigen Handelsaufschwung bewirkt. Als kühne See-
fahr er traten sie den Spaniern in Amerika und besonders den Portugiesen 4)
in Asien entgegen; der Blüte des Handels ging die der Wissenschaft und
Kunst zur Seite; die Universität Leyden war der Mittelpunkt wissenschaftlicher
Bestrebungen; in den Niederlanden bildete Descartes, der Vater der neueren
Philosophie, sein System aus (+ 1650 in Stockholm); sein großer Nachfolger
Baruch Spinoza [-nö'sa] war in Amsterdam geboren und lebte zuletzt im
1) 1621 ward b. nicbctlanb. Krieg ein Teil des 30jährigeu.
2) Der holläub. Dialekt warb bie herrschenbe Sprache; im Gegensatz zum Hol-
länbischen würbe ber beutsche Dialekt in ben spanisch. Nieberlanben (bem heut. Belgien)
flämisch genannt.
3) Moritz, der seinen Sitz im Haag hatte, war Statthalter in Holland, Seeland,
Utrecht. Geldern, Oberijstel; eine jüngere Linie des Hauses Nassau-Oranien hatte die Statt-
halterschaft in Frieslanb unb Groningen. Auf Moritz (+ 1625) folgte im Haag sein
Bruder Friedrich Heinrich (+ 1647), biesem sein Sohn Wilhelm II. Bei bessen Tobe
(1650) schaffte bas patriotische Bürgertum (bie Oligarchie ber großen Kaufherren), aus
Furcht, es möchte aus ber unausgesetzten Statthalterschaft beS Hauses praitien sich ber
monarchische Einheitsstaat entwickeln, bie statthaiterl. Würbe ab. Der Angriff Lnbwigs XIV.
(1672) trieb zur Erneuerung ber Statthalterschaft. bie Wilhelm III. (S. Wilhelms II.)
erhielt. Vgl. später sranzös. Gesch. unter Lubwig XIV.
4) Portugal war 1580 mit bem Erlöschen bes tönigl. HanseS Spanien einverleibt
tootben; in ber sechzigjährigen spanischen Herrschaft (bis 1640) fmb ben Portugiesen bie wert-
vollsten Kolonieen verloren gegangen (vgl. 2. Periode engl. Kolonialbesitz.). Die Helden-
zeit Portugals lebte in dem nationalen Epos der Lusiadeu (Lnsitaner d. h. Portugiesen)
fort, das Camoöns [kamoa ngfdb] in Goa und Malacca gedichtet hatte und nach seiner
Rückkehr nach Portugal (1569) veröffentlichte.