Full text: Preußisch-deutsche Geschichte (1)

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14 3. Der Große Kurfürst 1640—1688. 
Kaiserlichen (unter Wallenstein) entsetzlich heimgesucht wurden, so 
geriet das Land doch in völlige Unordnung. Städte und Dörfer 
lagen in Trümmern, die Fluren waren verwüstet, und die Be- 
völkerung, auch durch Pest und Hungersnot um die Hälfte und 
mehr zusammengeschmolzen, litt furchtbar. Der allgemeine Wohl- 
stand, die Rechtspflege und die Bildung des Volkes saufen tief 
herab. Die Bauern wurden zu Leibeigenen. Es war ein 
Glück für unser Vaterland, daß der Sohn des Kurfürsten, 
Kurprinz Fried- Friedrich Wilhelm, eine gewaltige Herrscherkraft besaß und 
rich Wilhelm. ggankej schaffen konnte. Der junge Kurprinz, in Kölln an der 
Spree geboren, wurde fern von dem üppigen Hofe in Küsttin er- 
zogen und verbrachte dann einige Jahre in Holland, wo er an 
seinem tapfern Vetter, dem Prinzen von Oranien, das Vorbild 
eines weisen Regenten hatte. Er lernte dort auch das fleißige, 
Ackerbau, Viehzucht und Handel treibende Volk kennen, ohne sich 
von den vielen Verlockungen der Hauptstadt verführen zu lassen. 
Er widerstand ihnen heldenmütig, indem er einmal sagte: „Ich 
bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Vaterlande 
schuldig." Er begab sich lieber in das Feldlager Oraniens, der 
gerade die Festung Breda belagerte und ihn mit den Worten 
empfing: „Vetter, Ihr habt eine größere Tat getan, als wenn ich 
Breda erobert hätte." 
3. Der Große Kurfürst ^0—1(688. 
a) Friedrich Wilhelms Kriege. 
Waffenstillstand § 12. Als Friedrich Wilhelm 164Ö zur Regierung kam, war 
mit Schweden. ^ erp. 20 Jahre alt. Trotzdem handelte er sehr bald mit großer 
Umsicht. Er schloß mit den Schweden einen Waffenstillstand, 
um das erschöpfte Land vor neuen Verwüstungen zu schützen, und 
entließ die unzuverlässigen Regimenter seines Vaters, die zu- 
gleich dem Kaiser Treue geschworen hatten. Dafür stellte er ein 
Das stehende eigenes, ihm unbedingt ergebenes Heer auf. Dieses ist die 
®eer' Grundlage des ersten stehenden Heeres in Brandenburg und zu- 
gleich in Deutschland geworden. Mochten auch die Mannschaften 
in Kleve oder in Ostpreußen Dienst tun, sie fühlten sich immer 
mehr als Untertanen eines Staates und gingen mit dem Jubel- 
rufe: „Hie gut Brandenburg allewege!" wenn es sein mußte, 
in den Tod.
	        
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