Full text: Preußisch-deutsche Geschichte (1)

36 8. Friedrich Wilhelm III. 1797—1840. 
Stellung ins Wanken zu geraten. Er drang zwar siegreich bis 
Moskau vor, die Stadt wurde aber von den Russen absichtlich 
in Brand gesteckt, um ihm das Überwintern unmöglich zu machen. 
Trotzdem blieb er noch fünf Wochen dort, immer in der Hoffnung, 
daß der Zar mit ihm Frieden machen werde. Als er endlich, 
bitter enttäuscht, den Rückzug antreten mußte, war die Jahres- 
zeit schon zu weit vorgeschritten. Der strenge Winter, die ent- 
schlichen Entbehrungen und die rastlose Verfolgung der Kosaken 
lösten alle Zucht und Ordnung seines Heeres auf und vernichteten 
es fast vollständig. Er selbst ließ es im Stich und eilte zu 
Schlitten durch Deutschland nach Frankreich. 
Tauroggen Die furchtbare Niederlage gab das Zeichen zur allgemeinen 
Ende 1812. Erhöhung der geknechteten Völker. Friedrich Wik- 
Helm III. zauderte nur, weil er mit Napoleon im russischen 
Feldzuge verbündet war. Es kam ihm daher gelegen, daß sein 
General v. Jork hinter seinem Rücken mit dem russischen 
General Diebitsch bei Tauroggen einen Vertrag abschloß, 
wonach das preußische Heer am Kampfe gegen Rußland nicht 
mehr teilnehmen sollte. 
Das Jahr 1813. § 37. Aber schon erhob sich auch das Volk inOstpreußen 
gegen den französischen Unterdrücker. Der König selbst eilte Ende 
Januar 1813 von Potsdam nach Breslau, um vom Feinde 
weniger beobachtet zu sein. Er schloß jetzt durch Scharnhorst in 
Kalisch mit den Russen einen Bundesvertrag, erklärte dann 
den Franzosen den Krieg und wandte sich am 17. März in dem 
Aufruf „An Mein Volk" zum erstenmal an alle seine treuen 
Untertanen, um die Waffenfähigen zur Befreiung des Vater- 
landes zu den Waffen zu rufen. Einige Tage vorher hatte er 
für Auszeichnung im Felde den Orden des Eisernen 
Kreuzes gestiftet. 
Lützen (Groß- Napoleon trat den verbündeten Preußen und Russen mit 
08rSen.nb einem neuen großen Heere entgegen. Er siegte, wenn auch nicht 
entscheidend, bei Lützen oder Großgörschen, wo Scharn- 
Horst die Todeswunde erhielt, und bei Bautzen. Beide Orte 
liegen im Königreich Sachsen, und beide Schlachten fielen in den 
Mai. Die Verbündeten wichen langsam nach Schlesien zu- 
rück. Aber auch Napoleons Heer, meist aus jungen Soldaten 
bestehend, bedurfte so sehr der Ruhe, daß er den ihm angebotenen 
Waffenstillstand. W a f f e n st i l l st a n d bereitwillig annahm. Während dieser
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.