Object: Erdbeschreibung von Europa

80 Das Altertum. 
3) Weitere Werfotgung des Christentums. 
^ ,sa- Veranlassung. Die nächsten Nachfolger Neros ließen die 
Lhnftert in Ruhe; diese erschienen ihnen zu unbedeutend und verächtlich; 
aber die heidnischen Priester reizten die Kaiser auf. Die Christen be¬ 
haupteten, ihre Religion sei die einzige wahre, die heidnischen Götter 
seten ohnmächtig; sie weigerten sich, den Bildsäulen der Kaiser Weih¬ 
rauch zu streuen, hielten sich fern von den Gastmählern, Gesängen 
und Spielen der Heiden und nahmen am Kriegs- und Staatsdienste 
nicht teil. Da sie ferner untereinander so brüderlich zusammenhielten 
und oft im Verborgenen ihre Versammlungen abhalten mußten, wurden 
sie von den Römern für staatsgefährlich gehalten; ja, man nannte sie 
logar „gottlos", weil sie gar keine Götterbilder hatten. In den beiden 
ersten Jahrhunderten n. Chr. verbreiteten sich die Verfolgungen aber 
noch nicht über das ganze römische Reich, sondern beschränkten sich auf 
einzelne Länder. 
b. Polykarp. In einer Verfolgung unter Mark Aurel (S. 70) 
erlitt (167) auch der fromme Bischof Polykarp von Smyrna in Klein¬ 
asien den Märtyrertod. 
Schon lange Jahre war Polykarp ein treuer Hirt seiner Gemeinde 
gewesen; da brach eine neue Verfolgung aus, und man schleppte auch den 
neunzigjährigen Bischof vor den Richterstuhl. Der Statthalter sprach: „Bedenke 
dein hohes Alter; schwöre beim Namen des Kaisers und fluche Christo, so 
lasse ich dich los." „Polykarp erwiderte: „Sechsundachtzig Jahre habe ich 
Christo gedient, und er hat mir nur Gutes erwiesen; wie könnte ich ihm 
fluchen, meinem Heilande!" — „Ich habe wilde Tiere," drohte der Statthalter. 
„Laß sie kommen!" entgegnete Polykarp ruhig. „Wir haben auch Feuer." 
schrie ein anderer. Der fromme Bischof versetzte: „Du drohet mit Feuer, 
welches nur einen Augenblick brennt; aber du kennst nichts von dem Gerichte 
und dem ewigen Feuer, das für die Gottlosen aufbewahrt ist. Doch, was 
zögerst du? Thue, was deines Amtes ist!" Bei diesen Worten war das 
Angesicht des Greises voll himmlischer Freude, und der Statthalter geriet in 
Verlegenheit; das Volk aber schrie: „Ins Feuer mit ihm; denn er ist der 
Lehrer von ganz Asien und sagt, man solle unsern Göttern nicht mehr dienen!" 
Von allen Seiten wurde Holz herbeigetragen, und rasch war der Scheiterhaufen, 
fertig. Als man Polykarp an dem Pfahle befestigen wollte, sprach er: „Laßt 
mich, wie ich bin; der mir Kraft giebt, das Feuer auszuhalten, wird mir auck 
Kraft geben, unbeweglich im Feuer zu stehen, ohne daß ihr mich annagelt." 
Nun band man ihn mit den Händen auf dem Rücken an den Pfahl. Darauf 
dankte er Gott mit lauter Stimme, daß er würdig befunden sei, für den 
Glauben zu sterben. Schon war der Holzstoß entzündet; aber es war, als ob 
die Flamme den treuen Bekenner des Herrn nicht antasten wolle; sie umgab 
ihn wie ein Segel, das vom Winde gebläht wird. Da durchbohrte ihn ein 
Henkersknecht mit dem Schwerte und warf seinen Leichnam ins Feuer. 
o. Segen der Verfolgung. Solche standhafte Glaubenszeugen 
hatte die erste christliche Kirche noch viele. Die römischen Kaiser wandten 
alle Mittel an, um das Christentum zu unterdrücken: den Gemeinden
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.