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Der zweite messenische Krieg.
blieb am Leben. Aber das Los der Toten war im Vergleich
zu dem seinigen fast noch beneidenswert. Denn jetzt lag er da
unter den Leichen und ohne jede Nahrung. Da brachte ihm
ein merkwürdiger Zufall Rettung. Am dritten Tage sah er
nämlich einen Fuchs, der an den Leichen fraß. Schnell ent-
schlössen faßte er dessen Schwanz/ das Tier lies erschreckt einem
Loche zu, und der Held ließ sich zu demselben nachziehen. Dann
kroch ei dem Tiere durch die Öffnung nach, kam immer höher
und höher, erblickte endlich wieder das Tageslicht und eilte zu
den Seinigen zurück.
4. Das Ende des Krieges. Aber alle Tapferkeit des
Aristomenes war vergebens. Die Götter hatten den Untergang
Messeniens beschlossen und deuteten dies durch schlimme Vor-
zeichen an. In einer stürmischen Nacht brach das Unglück
über Eira herein. Die Wächter verließen während derselben
ihre Posten, da sie glaubten, bei dem Unwetter würden die
Feinde doch keinen Angriff machen. Aber ein entlaufener
Sklave der Spartaner verriet dies, und in der Stille erstiegen
die Feinde die Mauern. Als die Messenier es merkten, waren
jene schon in der Festung. Es entbrannte ein blutiger Kampf,
der drei Tage dauerte. Sogar die Weiber der Messenier
fochten mit Heldenmut. Aber am Abend des dritten Tages
mußten die Messenier vor Erschöpfung die Waffen niederlegen.
Da nahmen die wenigen noch kampffähigen Männer die Greise,
Fraueu und Kinder in ihre Mitte und zogen aus der Festung.
Die Spartaner waren froh, daß der lange Krieg beendet
war, und ließen sie ziehen. Die Unglücklichen fanden zuerst
freundliche Ausnahme in Arkadien,' später wanderten sie nach
der Insel Stellten aus und eroberten hier eine Stadt, die
nach ihnen Messana (jetzt Messina) genannt wurde. Aristo-
meues jedoch begab sich nach der Insel Rhodns zu seiner
Tochter, welche mit einem Fürsten der Insel vermählt war.
Messenien wurde unterworsen, und die zurückgebliebenen Be-
wohner wurden Sklaven der Sieger. Sparta hatte jetzt unter
allen Staaten im Peloponnes das größte Gebiet.