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SBoIfe auf Es war der aus dem Vesuv hervorschießende
Dampf. Der unerschrockene Oheim wollte ein so merkwürdiges
Ereiqnis in größerer Nähe beobachten, bestieg ein Schiff und
eilte der Gefahr entgegen. Noch auf dem Meere erreichte
ihn fallende Asche und Bimsstein; der Steuermann bat ihn,
umzukehren. Vergebens. „Mit dem Tapfern ist das Glucks
rief er und ließ sich nach Stabiä bringen, wo er die Nacht,
während die Flammen aus dem'Vesuv hervorbrachen und
alles, was fliehen konnte, floh, ruhig schlief. Am Morgen
aber entstand die Besorgnis, daß die stärker strömende Asche
zuletzt den Ausgang versperren, oder die von dem heftigen
Erdbeben schwankenden Mauern einstürzen möchten. So
zog man denn hinaus, auf das Meer zu, welches fürchterlich
tobte. Es war eine dicke Finsternis, nur von den Fackeln,
welcke die Sklaven trugen, und den hervorbrechenden Flam¬
men' erhellt. Da sank Plinius plötzlich tot weder. Er
war von den bösen Dämpfen erstickt; seinen Leichnam fand
man erst am dritten Tage, denn so lange dauerte die
Finsternis. Sein Neffe, der jüngere Plinius, war indes zu
Misenum geblieben, bis das entsetzliche Erdbeben die Gebäude
zu verlassen riet. Eine Menge Volk zog aus; da wandelte
sich auch in dieser Entfernung der Tag in Nacht, und die
Asche begann zu stäuben. Das Rufen, das Geschrei und
Gejammer der auf dem Felde herumtappenden, die ihrigen
suchenden Menschen war fürchterlich. Endlich, als der lange
und schwere Aschenregen nachließ, und die toonne, wiewohl
mit bleichem Scheine, wieder hervortrat, boten die Gegen-
stände umher den traurigsten Anblick dar; der Boden war
hoch mit Asche, wie mit Schnee, bedeckt. Aus dem, was
zu Misenum geschah, kann man ungefähr schließen, wie die
dem schrecklichen Naturereignisse so viel näheren Städte
Pompeji und Herculanum, unter der Asche und dem Lava-
ström verschüttet wurden und untergingen.*)
*) Im Hahre 1711 stieß man beim Graben eines Brunnen auf
drei weibliche Bildsäulen; im Jahr 1738 ward diese Spur weiter
verfolgt und man sand, daß man sich in dem alten Herculanum
befinde. Erst um das Jahr 1748 fand man das alte Pompes,
dessen Ausgrabungen am weitesten gediehen sind. Die aufgefundenen
Kunstdenkmäler haben zur Aufhellung des Altertums bedeutend
beigetragen.