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des Kaisers und der katholischen Fürsten war die Reichsacht, d. h. jeder-
mann durfte ihn ungestraft töten.
5. Um ihn zu schützen, ließ ihn Friedrich der Weise heimlich auf
der Rückreise überfallen und verkleidet auf die Wartburg (bei Eisenach)
bringen. Als Junker Jörg hat er hier gelebt, aus dem Mönch war
äußerlich ein Ritter geworden. Die Frucht der Einsamkeit war die Über-
setzung der Bibel ins Deutsche. Aber lange war seines Bleibens in der
Verborgenheit nicht. Er hörte, daß angebliche Anhänger große Ver-
wirrung in Wittenberg anrichteten, die Kirchen der Bilder beraubten;
sofort gab er, obgleich Friedrich der Weise ihn warnte, seinen schützenden
Zufluchtsort auf und kehrte nach Wittenberg zurück, vertrauend auf Gott,
der ihn besser schützen könne als sein Kurfürst. Durch die Gewalt seiner
Predigt stillte er den Aufruhr, desfen die weltliche Obrigkeit nicht hatte
Herr werden können.
Wohl hatte er einen vertrauten Freund, Philipp Melanchthon; doch
war dieser zu nachgiebig. Beide ergänzten sich vortrefflich. Wenn Luther
sich ja einmal von seinem stürmischen Wesen fortreißen ließ, wirkte
Melanchthon mäßigend auf ihn ein. Er war ein stiller Gelehrter, der
sich von vornherein zu der kräftigen Natur Luthers hingezogen gefühlt
und sich ihr untergeordnet hatte. Luther erkannte seinerseits den Wert
Melanchthons neidlos an. Treffend verglich er sich selbst mit dem groben
Waldarbeiter, der Klötze und Baumstümpfe ausroden muß, um das Land
zuzurichten für den Anbau, und den Freund mit einem Gärtner, der die
Pflänzlein fein säuberlich begießt und mit Lust hegt und pflegt. Ohne
diese Vereinigung von Kraft und Lindigkeit würde die Kirchenverbefserung
nicht zustande gekommen sein.
Es galt nicht nur Mißbräuche abzuschaffen, sondern auch eine neue
Kirche aufzurichten; es mußte die eingerissene Unwissenheit der Geist-
lichen beseitigt werden. Da aber Luther den Lehren der Bibel gemäß
auch den schlichten einfachen Leuten, besonders den Hausvätern, eine kurze
Anleitung über die christlichen Lehren geben wollte, so schrieb er den
Katechismus. Besondern Wert legte er auf die Unterweisung der Jugend;
er befürwortete allenthalben die Einrichtung von Schulen, und Melanch-
thon war auch hierbei sein treuester Gehilfe. Ihr Glaubensbekenntnis
legten die Evangelischen auf dem Reichstage zu Augsburg (1530) ab.
Luther selbst durfte hier, da er noch in des Reiches Acht und der Kirche
Bann war, nicht erscheinen. Ungefähr in dieser Zeit hat er das Lied
gedichtet: „Ein' feste Burg ist unser Gott". Der Sohn Friedrichs des
Weisen von Sachsen, Johann, verdiente sich durch sein treues, tapferes
Festhalten am Evangelium den Ehrennamen „der Beständige".