— 9 —
die Langobarden, ins Land. Unter ihrem Könige Alboin bemächtigten
sie sich (568) besonders des nördlichen Italiens. Noch hent erinnert der Name
Lombardei an dieses Volk. Aber die Stellung zu gewinnen, welche früher
Rom und Italien an der Spitze eines Weltreiches eingenommen hatten, der-
mochten sie so wenig, wie es die Ostgoten im stände gewesen waren.
3. Siegfried und Kriemhild.
1. Zu Worms am Rhein herrschten einst drei Könige der Burgunder:
Gunther, Gernot und Giselher. Sie hatten eine Schwester, die durch
Anmut und Schönheit weithin berühmt war. Es erfuhr davon der Königs-
söhn Siegfried, der am Niederrhein in der Stadt Tanten aufwuchs und
durch seine Kraft und Kühnheit schon in jungen Jahren sich großen Ruhm
erworben hatte.
Einmal hatte er einen gefährlichen Drachen, der einen großen Schatz
bewachte, getötet. Siegfried badete sich im Blute des erschlagenen Ungetüms
und bekam dadurch eine undurchdringliche Hornhaut, die ihn vor allen
Wunden schützte. Nur auf die Schulter war ihm ein Lindenblatt gefallen;
dort wurde seine Haut nicht fest, weil sie das Drachenblut nicht berühren
konnte. Dies war die einzige verwundbare Stelle an seinem Körper. Ein
anderes Mal kämpfte er gegen ein Volk von starken Zwergen, die Nibel-
ungen, und überwand sie. Da mußten sie ihm einen ungeheuer reichen
Schatz an Gold, Edelsteinen nnd kostbaren Kleinodien, sowie ein unsichtbar
machendes Gewand, das die Stärke von 12 Männern verlieh, die Tarn-
kappe, ausliefern.
Dieser starke Jüngling zog mit einem stattlichen Gefolge gen Worms,
weil er um die holde Kriemhild werben wollte. Dort kannte niemand
den Recken, da er in die Thore der Stadt einritt. Da fragten die Könige ihren
Verwandten Hagen, der weit umhergekommen war auf seinen Kriegsfahrten,
wer der jugendschöne Held sei. Hagen hatte ihn zwar noch nie gesehen,
doch erriet er sofort, daß dies nur Siegfried, der Dracheutöter und Herr
des Nibelungenschatzes, sein könne. Auf seinen Rat wurde Siegfried freund¬
lich aufgenommen; denn man hoffte, daß er mit seiner Heldenstärke den
Burgundern in ihren Kriegen beistehen würde.
Wirklich half er ihnen im Kriege gegen die Sachsen so wacker, daß
sein Ruhm auch in das Frauen gemach zu Kriemhild drang und ihr Herz
mit Bewunderung für den Helden erfüllte. Noch traute sich Siegfried
nicht, um die Jungfrau zu werben; erst als Gunther von ihm verlangte, er
solle ihm helfen, die heldenstarke Königin Brunhilde zu gewinnen, da