Full text: Deutsche Alpenlandschaften, Europa, Der Sternenhimmel, Globuskunde (Teil 2)

56 Osteuropa. 
unmerklich in das ebene Land über. Die nördliche kalte Zone ist der Schauplatz 
des Nordlichtes, einer wundervollen, farbenprächtigen Erscheinung, die bis- 
weilen den Nachthimmel erleuchtet. Im kurzen Sommer, in dem die Sonne 
wochenlang nicht untergeht, löst sich das Eis in Schollen auf, und die Flußmündungen 
werden vorübergehend für den Schiffsverkehr frei. (Hafen Archangelsk.) 
2. Die Tundra. Ein sumpfiger Gürtel, die Tundra, begleitet — einige ' 
100 km breit — die Küste. Im Winter ist die Tundra eine grenzenlose, blendend- 
weiße Fläche, in der selbst die zugefrorenen Flüsse völlig verschwunden sind. Im 
Sommer taut der Schnee; aber weil der Boden schon in y2—1 m Tiefe fest ge¬ 
froren ist, findet das Schmelzwasser keinen Abfluß. Nur die Hügel werden etwas 
trockener und tragen ein wenig Moos, Flechten, dürftiges Weidengestrüpp. In 
den Senkungen des Bodens wird die Erde schlammig, oder das Wasser sammelt sich 
zu Teichen nud Seen, an denen Tausende von Enten, Gänsen, Schwänen sich tum- 
meln und Wolken von Mücken umherschwärmen. Die Samojeden, ein asiati- 
scher, mongolischer Volksstamm, mit ihren Renntieren sind die Bewohner dieser 
öden Gegend. 
3. Der Waldgürtel. Ans der Tundra geht ganz allmählich der geschlossene Wald 
hervor. Erst treten vereinzelte Birken auf, daun größere Gruppen, schließlich uner¬ 
meßliche Nadelholzwälder, die Heimat der Pelztiere (Zobel, Hermelin). Weiter 
südwärts kommen gemischte Wälder (Fichten, Kiefern, Eichen, Birken, Linden). 
Durch Roduug ist ein Teil des südlichen Waldgebietes dürftigem Ackerbau ge- 
Wonnen worden (Roggen, Gerste, Hafer). 
4. Der Tchwarzerdegürtel. Südlich der Linie Kiew—Charkow—Kasan beginnt 
die überaus fruchtbare Getreidegegend. Weizen, Mais, Zuckerrüben werden in 
großer Meuge erzeugt. Da hier auch einige Kohlenlager vorhanden find 
(Tula, am Donez), so ist der Schwarzerdegürtel ziemlich gut bevölkert. 
5. Die Steppe. Aus dem Getreideland, der „Kultursteppe", geht allmäh-- 
lich das völlig baumlose Grasland, die ursprüngliche Steppe, hervor: 
Im Sommer eine unerträglich heiße Staubfläche, im Winter eine Eis- und 
Schneewüste, im Frühling aber ein wogendes Grasmeer mit Hyazinthen, Schnee- 
glöckchen, Krokus, Tulpen. Die Flüsse werden begleitet von 3—4 m hohen Schilf¬ 
wäldern. Bei den Ansiedelungen baut man Melonen und Wein. Gegen den Kaspisee 
wird der Boden immer sandiger, salzhaltiger und unfruchtbarer, fodaß er stellen- 
weise in völlig pflanzenleere Wüste übergeht. Dort können die Bewohner nicht 
feste Wohnsitze einnehmen; sie müssen mit ihren Viehherden wandern (No- 
maden). 
6. Finnland. Ein bunter Wechsel von Felsbuckeln, Schutthügeln, seenerfüllten 
Senken („Land der tausend Seen") und rauschenden Flüssen ist dieses Land, das 
seiner Natur nach mehr zu Schweden als zu Rußland gehört. Dunkle Wälder be- 
decken die Höhen; Moore entstehen ans den zugeschütteten Seen. Die besten Land- 
striche bringen Kartoffeln, Roggen, Hafer hervor oder dienen als Viehweide. Die 
Finnen, ursprünglich Mongolen, haben sich stark mit den Schweden vermischt, 
denen das Land vom 12—18. Jahrhundert gehörte. Sie sind arbeitsam und haben 
eine hohe Volksbildung.
	        
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