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Lebensbilder aus der vaterländischen Geschichte 
ihm überlassen, und bat flehentlich, ihn in diesem Augenblicke, da des 
Vaterlandes Ehre auf dem Spiele stehe, nicht zu verlassen. Umsonst' 
Oer Herzog blieb unbeweglich. Da warf sich der Kaiser ihm zu Men 
und umfaßte flehend die Knie des Unerbittlichen. Als auch diese De¬ 
mütigung den Sinn des stolzen Mannes nicht beugte, trat mit Würde die 
Kaiserin zum Satten und sagte: „Steht auf, lieber Herr, Gott wird dir 
helfen, wenn du einst dieses Tages und dieses Hochmuts gedenkst, wie 
du jetzt vor ihm knietest, wird er einst vor dir knien!" Und der Kaiser erhob 
sich. Heinrich aber ritt trotzig von dannen. Unterdessen kamen die Lombarden 
mit einem gewaltigen Heere herangezogen. In ihrer Mitte führten sie 
das Heiligtum der Stadt Mailand, den Zahnenwagen, der von einer aus¬ 
erlesenen Schar Bürger verteidigt wurde. So zogen sie mit dem heiligen 
Ambrosius, der seine Arme segnend über die Mailänder ausbreitete, zur 
Schlacht und stießen bei £ e gn an o auf das kaiserliche Heer. Lange wehrten 
sich die Deutschen verzweifelt gegen die Übermacht, allen voran in glänzender 
Rüstung der Kaiser. Da sah man, wie das Banner des Kaisers sank und 
er selbst, durch einen Lanzenstoß aus dem Sattel geworfen, im Getümmel 
verschwand. Die Seinen hielten ihn für tot und wichen bestürzt zurück; 
doch der Kaiser entkam unter dem Schutze der Nacht mit den Trümmern 
des Heeres dem Racheschwert der Lombarden. Nach Deutschland zurück- 
gekehrt, zog er den unbotmäßigen Herzog Heinrich zur Rechenschaft, da 
er ihm vornehmlich das Unglück in Italien zuschrieb. Als Heinrich auf 
eine dreimalige Ladung nicht erschien, sprach der Kaiser die Reichsacht 
Über ihn aus und nahm ihm seine Herzogtümer. 
5Adrichs I. So war Friedrich in einem Leben voller Mühen und Kämpfe zum Greise 
geworden; da mußte er am Abend seines vielbewegten Lebens noch einmal 
zum Schwerte greifen, um die Schmach zu tilgen, die der Christenheit 
widerfahren war: Jerusalem war in die Hände der Ungläubigen gefallen. 
Am Sonntag Lätare Jerusalem des Jahres 1188 fand in dem goldenen 
Mainz, dem Wohnsitz des ersten geistlichen Fürsten von Deutschland, eine 
Reichsversammlung statt, bei welcher der Thronsessel leer blieb, weil der 
Heiland selbst als Vorsitzender der Versammlung gedacht war, und hier 
wurde für das nächste $rühjahr die Kreuzfahrt beschlossen. Nach sorg¬ 
fältigen Vorbereitungen zog Kaiser Rotbart, begleitet von seinem Sohne 
Friedrich, mit einem gewaltigen Heere die Donau abwärts durch Ungarn 
und dann die Moratva aufwärts durch Serbien und weiter im Tale der 
Maritza nach Konstantinopel. Um das Osterfest 1190 setzte das Heer in 
Zwölf Sagen über den Bosporus nach Kleinasien hinüber. Aber hier 
wurden die (Entbehrungen immer drückender. „Diel Steine gab's und 
wenig Brot," und trübselig feierte man das pfingstfest. Die vornehmen 
begnügten sich mit schmalen Portionen von Pferdefleisch, während das 
Mahl für das allgemeine Heer aus gekochten häuten der früher getöteten 
Tiere bestand; aber immer weiter ging der Marsch durch Kleinasien. Da
	        
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