Full text: Leitfaden der Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten

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den gewaltigen Hektar. Des Kampfes Ende sollte freilich auch er 
nicht erleben, da er durch einen Pfeilschuß des Paris seinen srühen 
Tod sand. Noch mancher Held sank dahin, bis endlich durch des 
Odhsseus List die letzte Stunde Trojas schlug. In ein großes höl- 
zernes Pferd bargen sich die tapfersten Helden der Griechen, indes 
diese selbst zum Schein abfuhren. Die Troer, durch den Verräter 
Sinon getäuscht, führten das vermeintliche W^ihgeschenk der Göttin 
Athene in ihre Stadt. Aber nächtlicherweile kehrten die Griechen, 
denen nun der Weg gebahnt war, zurück, und die in Siegesjubel 
schwelgende Stadt traf schrecklicher Untergang. 
Unter mancherlei Abenteuern kehrten darauf die Helden, so viel 
ihrer noch am Leben waren, in die Heimat zurück. Keinem von allen 
war eine schwerere Heimfahrt bestimmt als dem klugen Odhsseus, 
bis er endlich nach zehn Jahren das geliebte Jthaka wiedersah, die 
ruchlosen Freier strafte und seine treue Gemahlin Penelope wieder- 
fand. — Ein reicher Sagenkranz schlingt sich um das Haus Aga- 
memnons. Er wird nach seiner Rückkehr am häuslichen Altar von 
der treulosen Gattin Klytämnestra und dem Ägisthns ermordet. 
Der Sohn Orestes rächt den Mord des Vaters, wird aber von den 
Rachegeistern lErinhen) wegen des Muttermords ruhelos umher- 
getrieben. Nach der einen Sage wird er von dem Areopag in Athen, 
wo Apollo und Artemis für ihn eintreten, freigesprochen. Nach der 
andern Fassung der Sage erhält Orestes im Heiligtum des pythischen 
Apollo den Spruch, er werde Erlösung von seinen Qualen finden, 
wenn er die „Schwester" von der taurischen Erde zurückbringe. Mit 
feinem treuen Freunde Phlades macht er sich aus, das vom Himmel 
gefallene Bild der Artemis, der Schwester des Apollo, zu entführen. 
Aber er findet in der taurifchen Priesterin, die den Fremdling nach 
dem alten Gesetz der Göttin opsern soll, seine eigene Schwester Jphi- 
genta, bringt die Schwester und das Artemisbild zurück und erlangt 
so volle Entsündignng. 
Daß namentlich in den Sagen vom trojanischen Kriege ein 
geschichtlicher Kern stecke, ist nicht zu bezweifeln. Deutsche Forscher, 
Schliemann und Dörpfeld, haben die Stätte des alten Troja in dem 
Hügel von Hissarlik in der Landschaft Troas gefunden und in dem 
18 m tiefen Schutt die Spuren von 12 Ansiedlungen nachgewiesen, 
die dort im Lauf der Jahrhunderte einander folgten. Die sechste 
von unten soll das homerische Troja gewesen sein. 
Diese Sagen gaben der griechischen Dichtknnst der ältesten Zeit 
reichen Stoff. Am berühmtesten sind die zwei großen Dichterwerke des 
Homer geworden, der um 850 v. Chr. gelebt haben soll, die Jlias, 
welche den „Zorn des Achilleus" wider Agamemnon und die Rache des 
Achilleus an Hektor besingt, und die O d y s s e e, welche die Rückkehr 
des klugen Odysseus in seine Heimat zum Gegenstande hat. -^-_Auch 
die späteren großen Dichter, namentlich die großen Dramatiker Äschy- 
lus, Sophokles und Euripides haben ihre Stoffe aus diesen Sagen, 
besonders denen, die sich an Agamemnons Haus knüpfen, geschöpft. 
Mit Iphigenie haben sich alle drei beschäftigt (auch Goethe).
	        
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