Full text: Leitfaden der Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten

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selten in gefährlichen Aufständen. Die kleinen Bauerngüter aber 
verschwanden und ihre Besitzer zogen nach Rom, um von ehrgeizigen 
Männern oder dem Staat sich nähren und unterhalten zu lassen. 
Bei diesen ungesunden Zuständen waren Unruhen sicher zu erwar- 
teu. Vertreter des besitzlosen Volkes und solche des herrschenden Adels 
traten einander gegenüber, bis endlich in diesen Kämpfen die Re- 
publik unterging. Q 
d. Kultur. Die Römer waren ursprünglich ein Bauern- und 
Kriegervolk, durch ihre kriegerische Tätigkeit wurden sie die Herren 
der Welt. Mit Tapferkeit und Vaterlandsliebe verbanden sie eine 
überlegene Kriegskunst. Ihre iu Ikgionen (von je 4500, später 5000 
und 6000 Mann) geteilten Heere kämpften nicht mehr in einer ununter- 
brocheueu Masse, sondern waren in drei hintereinander stehenden Tref- 
fen gegliedert, die nacheinander nach Bedürfnis in den Kampf ein- 
griffen. Jedes Treffen war wieder in Manipeln oder Fähnlein 
gegliedert, die, durch kleine Zwischenräume getrennt, neben einander 
standen. Die ganze schachbrettförmige Aufstellung machte die Legion 
viel beweglicher als die alte Phalanx. Das römische Heer brauchte 
eine viel gründlichere Einübung, als sie bei den Griechen je statt- 
gefunden hatte. Auch haben erst die Römer erkannt, daß ein Heer 
nur durch strenge Disziplin seiner Aufgabe gewachsen ist. — In 
der Kunst standen sie weit unter den Griechen. Das Bedeutendste, 
was sie hervorbrachten, waren Nutzbauten, Militärstraßen (Straße ist 
ein lateinisches Wort), Wasserleitungen, auch Theater, öffentliche 
Bäder, Paläste. Erst seit griechische Bildung eindrang, begann sich 
unter ihrem Einfluß eine Literatur zu entwickeln. Marcus 
Porcius (£ßJo, der immer auf die Zerstörung Karthagos hinwirkte, 
die er doch nicht .mehr erlchte (f 149), sein Leben lang ein Vor- 
kämpfer für altrömische Art, hat das Eindringen griechischer Bildung 
bekämpft, aber zuletzt doch Griechisch gelernt. Er ist einer der ersten 
lateinischen Schriftsteller. Größere brachte die nächste Zeit hervor. 
133-31. III. Uerfall der Republik (133-31). 
138—121. VI» Die Grarchen. 
a. Tiberius Gramms. Um dem niederen Volke, dem mehr 
und mehr aller Grundbesitz fehlte, aufzuhelfen, beantragte im Jahr 
133 der Volkstribun Tiberius Sempronins Gracchus, der 
edle Enkel des älteren Scipio und Sohn der hochherzigen Cornelia, 
daß das Ackeraesek des Licinius von 366 (S. 54), wonach kein Bürger 
über 500 Morgen Gemeindeland haben sollte, ausgeführt werde; 
der Rest solle an ärmere Bürger verteilt werden. Dagegen erhob 
sich heftiger WjZLrstaud. Tiberius Gracchus setzte den Antrag zwar 
durch, indem er den Volkstribun, der widersprach, ungesetzlicherweise 
in der Volksversammlung absetzen ließ. Als Tiberius aber, um uu-
	        
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