Full text: Leitfaden der Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten

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Verarmung des Volkes durch Anlegung von Kolonien zu mindern 
und für die vielfach bedrückten Provinzen zu sorgen. Auch brachte 
er den ganz verwirrten Kalender wieder in Ordnung, so daß lern 
verbesserter „julianischer Kalender" jahrhundertelang in Geltung 
blieb*. Große Pläne beschäftigten noch seinen Geist? namentlich 
beabsichtigte er Persien zu erobern. Ehe er an die Ausführung gehen 
konnte, ereilte ihn der Tod. Alle seine Verdienste konnten nicht 
hindern, daß namentlich im Senat die Zahl seiner Feinde wuchs, 
besonders, da er offenbar nach dem Königstitel trachtete. Es bil- 
bete sich eine Verschwörung zu seiner Ermordung; der ehrgeizige 
C a s s i n s und der streng republikanische Brutus waren die Häupter. 
Cäsar verachtete die Warnungen, an denen es nicht fehlte. Ver- 
gebens suchte ihn seine Gemahlin, von. Träumen geängstigt, vom 
Gang in den Senat abzuhalten, vergebens warnte ihn der Opfer- 
schauer Spuriuua vor den Jden des März (15. März), vergebens 
machte ihm noch auf dem Weg in den Senat der Philosoph Arte- 
midorns eingehende Mitteilungen über die drohende Gefahr. Cäsar 
ließ sich nicht halten. Er wollte „lieber sallen als immer fürchten". 
Und so fiel er in der Sitzung des Senats 15. März 44 unter den 44. 
Dolchen der Verschworenen, von 23 Stichen durchbohrt, an der Bild- 
sänle des Pompejns. Als er unter den Verschworenen den Brutus 
erkannte, der ihm persönlich nahe stand, rief er: „Auch du, mein Sohn!" 
und bot ohne weiteren Widerstand seilte Brust den Mördern ^ai>yx 
5. Die letzten Zeilen der Republik. 
a. Das zweite Triumvirat. Das Volk und der Senat blieben "3 
stumm bei der schrecklichen Tat. Der Konsul Marcus Antonius, 
Cäsars bedeutendster Anhänger, bemächtigte sich zunächst der Gewalt 
und wußte bei Cäsars Leichenbegängnis das Volk so aufzureizen, 
daß die Verschworenen aus der Stadt weichen mußten. Brutus und 
Cassins gingen nach Mazedonien und Syrien, um ein Heer zu rüsten. 
Bald aber trat dem Antonius in dem Großneffen und Adoptivsohn 
Cäfars, dem klugen Gajus Julius Cäsar OktavianM(geb.63) 
ein gefährlicher Nebenbuhler gegenüber. Zuerst bekämpfte er den 
Antonius im Auftrag des Senates. Dann aber verband er sich in 
einer Zusammenkunft auf einer Insel des Flusses Reuus bei Bologna 
mit ihm und mit dem unbedeutenden Ämilius Lepidus. Sie zogen 
vor Rom und zwangen den Senat, sie zu Triumvint „zur Ein¬ 
richtung des Staates" zu ernennen und ihnen damit auf fünf Jahre 
* Das Jahr wurde zu 365 Tagen und 6 Stunden berechnet und 
darum alle vier Jahre ein Schaltjahr von 366 Tagen eingeschoben. Da 
das Jahr in Wahrheit nicht so lang ist, geriet der Kalender im Laus 
der Jahrhunderte wieder in Unordnung. Papst Gregor XIII. ließ ihn 1582 
verbessern; dieser „gregorianische Kalender" wurde nach langem Wider- 
streben auch von den Evangelischen angenommen. Nur die Russen sind 
beim julianischen geblieben.
	        
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