Full text: Leitfaden der Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten

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nach Norden sich zurückzuziehen, mit Wellington sich zu vereinigen 
und wenige Tage nach der Niederlage mit ihm eine neue Schlacht 
zu schlagen. Im Vertrauen auf die zugesagte Unterstützung durch 
die Preußen nahm Wellington am 18. Juni bei Waterloo oder 
Belle-Alliance die Schlacht an. Napoleon, der die Preußen 
nicht mehr fürchten zu müssen glaubte, beeilte sich mit dem Be¬ 
ginnen der Schlacht nicht. Erst gegen Mittag, als die Sonne 
den von Regengüssen aufgeweichten Boden etwas abgetrocknet hatte, 
begann er den Kampf. So bewundernswert seine Krieger im tapfern 
Ansturm waren, so glänzend war die kaltblütige Tapferkeit, mit der 
Wellington die Angriffe abwies. Aber seine Kraft begann zu er¬ 
lahmen. Er wünschte, aus die Uhr blickend, Blücher oder die Nacht. 
Napoleon wußte längst, daß die Preußen heranrückten, aber sein 
Stolz ließ es nicht zu, daß er die Schlacht abbrach. Als nun die 
Preußen in seine rechte Flanke einbrachen, löste sich sein Heer in 
wilder Flucht aus. Die von Gneisenan angeordnete energische Ver¬ 
folgung vollendete die Vernichtung des Heeres. Nach 11 Tagen 
standen die Verbündeten wieder vor Paris. Napoleon wurde ab¬ 
gesetzt, er flüchtete aus ein englisches Schiff, wurde aber nach dem 
Beschluß der Staatsmänner auf die Insel St. Helena gebracht, 
wo er am 5. Mai 1821 starb (Magenkrebs). Der zweite Pa¬ 
riser Friede wurde geschlossen, in dem Frankreich aber nur Nizza 
und Savoyen, Saarbrücken und Landau herausgeben mußte, nicht 
aber, wie die deutschen Staatsmänner forderten, Elsaß und Loth¬ 
ringen. 
10. Der Wiener Kongreß (1814—1815). In Wien wurden 
nun in langen Verhandlungen die künftigen Verhältnisse geordnet. 
1) Was die außerdeutschen Staaten betrifft, so wurde a) mit Ru߬ 
land das Königreich Polen vereint, b) Schweden bekam Nor¬ 
wegen. c) Die gesamten Niederlande wurden ein Königreich der 
vereinigten Niederlande unter dem Hause Oranien. (Belgien 
wurde 1830 davon getrennt.) ä) England behielt Helgoland, 
Malta, das Kapland und Ceylon. 2) Von den deutschen Staaten 
bekamen a) Österreich das lombardisch-venetianischeKönigreich, wäh¬ 
rend es seine vorderen Lande und Belgien nicht zurückforderte; 
b) Preußen erhielt die nördliche Hälfte von Sachsen und Gebiete am 
Rhein, Berg, Westfalen, Köln, Trier, sowie das schwedische Vorpom¬ 
mern (neue Provinzen: Rheinpreußen, Westfalen, Posen, Sachsen). 
c) Bayern behielt Ansbach und Baireuth, d) Hannover wurde 
ein Königreich und bekam Ostfriesland und anderes, e) 4 freie 
Städte, Hamburg, Bremen, Lübeck und Frankfurt blieben. 3) Die 
39 noch übrigen Staaten bildeten den deutschen Bund, der seinen 
Bundestag in Frankfurt a. M. hatte. Bei dieser Verfassung 
blieb Deutschland schwach und uneinig, bis durch die Ereignisse 
von 1866 und 1870 ein neues, starkes Kaiserreich erstand.
	        
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