Full text: Leitfaden der Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten

Anhang. 
Die Zeit von 1871 — 1885 
1. Für das deutsche Reich brach mit dem Friedensschluß eine 
Zeit änßeren Friedens an, in der unter der energischen Leitung 
des zum Reichskanzler und Fürsten erhobenen Grafen Bismarck 
das rasch errichtete Reich a. seinen innern Ausbau erhalten sollte. 
Schwere Kämpfe blieben dabei nicht aus und trübten die Frühlings¬ 
tage des jungen Reiches. 1) Gleich zu Anfang entbrannte ein 
heftiger Kampf zwischen dem preußischen Staat und der katholischen 
Kirche, den man als „Kulturkampf" bezeichnet hat. Nachdem 
er mehrere Jahre mit großer Heftigkeit geführt worden war, trat 
seit 1878 eine Milderung ein. Der Tod des Papstes Pius IX., 
der länger als einer seiner Vorfahren in unruhiger Zeit auf dem 
Stuhl Petri gesessen, die Zerbröckelung des Kirchenstaates, aber auch 
die Anerkennung der Unfehlbarkeit des Papstes durch das vatikanische 
Konzil 1870 erlebt hatte, und die Thronbesteigung Leos XIII. erleich¬ 
terten die Annäherung der beiden Mächte, die freilich zu einem vollen 
Frieden immer noch nicht geführt hat. Die Beendigung jenes 
Kampfes mußte der Regierung des Reiches um so erwünschter sein, 
da 2) im gleichen Jahre 1878 zwei Mordversuche gegen den greisen 
Kaiser Wilhelm (von denen der erste mißlang, der zweite den 
Kaiser verwundete und für mehrere Monate von den Geschäften 
sern hielt) die Gefahr beleuchteten, welche der ganzen Gesellschaft 
von der sich gewaltig ausbreitenden Sozialdemokratie drohen. 
Diese Bestrebungen suchte die kaiserliche Regierung nicht nur äußer¬ 
lich zu unterdrücken, sondern der wirklich vorhandenen Not der 
Arbeiterbevölkerung abzuhelfen und damit der Unzufriedenheit der 
ärmeren Klassen zu steuern. Gesetze über die Bildung von Kassen 
*) Diese Übersicht ist natürlich nicht für die Behandlung im Unterricht 
bestimmt.
	        
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