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Achilleus im zehnten Jahre des Kampfes, von Agamemnon ge¬
kränkt, sich vom Kampfe ganz zurückzieht, dringen die Troer
unter Hektor sogar bis ins Schiffslager vor. Achilleus verfaat
auch jetzt die Hilfe. Erst als sein Freund Patroklus, der m
seiner Rüstung die Troer zurücktreibt, von Hektors Lanze fiel
kehrte er racheschnaubend in den Kampf zurück und erschlug den
gewaltigen Hektor. Des Kampfes Ende sollte freilich auch er
mcht erleben, da er durch einen Pfeilschuß des Paris einen frühen
Tod fand. Noch mancher Held sank dahin, bis endlich durch
des Odysseus List die letzte Stunde Jliums schlug. In ein großes
hölzernes Pferd bergen sich die tapfersten Helden der Griechen,
rndes diese selbst zum Schein abfuhren. Die Troer, durch den
Verräter Smon getäuscht, führten das vermeintliche Weihge-
fchenk der Göttin Athene in ihre Stadt. Aber nächtlicher Weile
kehrten die Griechen, denen nun der Weg gebahnt war zurück
und die in Siegesjubel schwelgende Stadt traf schrecklicher Unter¬
gang.
Unter mancherlei Abenteuern kehrten darauf die Helden, so
viel ihrer noch am Leben waren, in die Heimat zurück. Keinem
von allen war eine schwerere Heimfahrt bestimmt als dem klugen
Odysseus, bis nach zehn Jahren er endlich das geliebte Jthaka
wiedersah, die ruchlosen Freier strafte und feine treue Gemahlin
wiederfand.
Diese Sagen gaben der griechischen Dichtkunst der ältesten
Zeit reichen Stoff. Am berühmtesten sind die zwei großen Dichter-
1000. werfe des Homer geworden, der um 1000 oder 900 v. Ch. ge¬
lebt haben mag: Die Ilias, welche den „Zorn des Achilleus"
wider Agamemnon und die Rache des Achilleus an Hektor besingt,
und die Odyssee, welche die Rückkehr des viel gewandten Odysseus
in seine Heimat zum Gegenstände hat.
2. Wanderungen. Ums Jahr 1100 veränderte eine große
griechische Völkerwanderung die Wohnsitze der griechischen Stämme;
namentlich wanderten die Dorier im Peloponnes ein — dorische
1104. Wanderung — und eroberten denselben. Sie gründeten die Reiche
von Argos, Sparta und Messenien. An der Eroberung Attikas
1166. verhinderte sie der Opfertod des Königs Kodrus (1066).
Das Orakel von Delphi hatte verkündigt, daß der Teil siegen
werde, dessen König sallen würde. Da verkleidete sich Kodrus
als Hirten, ging in das Lager der Dorier, die den König von
Athen nicht verletzen wollten, und suchte und sand unerkannt den
Tod. Darauf zogen die Dorier ab.
Durch diese Wanderung wurde ganz Griechenland erschüttert,
und es begann die Gründung von Kolonien, d. h. von Pflanz-
städten, die von der Mutterstadt abhängig, aber in einem Verhält¬
nisse kindlicher Anhänglichkeit zu ihr standen.
Zunächst, wurde die Westküste von Kleinasien besetzt, im
Norden von Aoliern, in der Mitte von Ioniern, deren blühendste