Zweiter Teil.
Mittelalter, besonders deutsche Geschichte.
Als das weströmische Reich unterging, waren die zwei Mächte
längst ausgetreten, die eine neue Zeit brachten: das Christentum
und die deutschen Völker. Auf sie müssen wir zuerst einen Rück¬
blick werfen.
I. Das Christentum der ersten Jahrhunderte.
1. Anfang und Ausbreitung. Während für das römische Welt¬
reich durch Augustus eine neue Zeit anbrach, nahm das Reich Gottes,
vorbereitet durch den alten Bund mit seinem Gesetz und seinen Pro¬
pheten, seinen unscheinbaren Anfang. Unter Augustus wurde der
Heiland der Welt, Jesus Christus, geboren, unter Tiberius ist er
gekreuzigt worden und auferstanden. Mit dem Pfingstfest begann
die Ausbreitung des Christentums unter Juden Und bald auch unter
den Heiden, namentlich durch den Apostel Paulus, der aus seinen
drei Missionsreisen (ca. 40—58) durch Kleinasien, Makedonien
und Griechenland zog und endlich in Rom als Märtyrer starb 64.
(64 oder 67). Der Ausbreitung des Christentums günstig war
nicht nur die Entwicklung des Verkehrs, die Verbreitung der
griechischen Sprache, die geordneten Zustände im römischen Reiche,
sondern vor allem, daß die Heiden vielfach an ihrer Religion
irre geworden waren, die ihnen keinen Halt bot, daß dagegen
das Christentum ihnen bot, was sie brauchten, den Glauben an
einen in Christo versöhnten Vater, eine Gemeinschaft der Liebe zu
den miterlösten Brüdern und eine gewisse Hoffnung des ewigen
Lebens, verbürgt durch den auferstandenen Herrn.
2. Verfolgungen konnten dennoch nicht fehlen, da „das Wort
vom Kreuz den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Thorheit
war". Die Juden, der heidnische Pöbel, bald auch der römische
Staat kehrten sich gegen die junge Saat, die doch unter den Stürmen
fröhlich gedieh. Nero begann die Reihe der Verfolgungen (64),
die damals und auch späterhin unter Trajan (um 100), Marc
Aurel (um 170), Septimius Severus (um 200) meist nur