Deutsche Geschichte.
§ 1. Tie alten Germanen.
Wohnsitze und Volksstämme. Das Land der alten Deutschen oder
Germanen, wie sie noch lange nach Christi Geburt hießen, erstreckte sich
über die ganze Mitte Europas, von dem Rhein im Westen bis zur Weichsel
im Osten, von den Alpen im Süden bis zur Ost- und Nordsee im Norden.
Aber es sah in diesem Lande in jenen alten Zeiten ganz anders aus als heute.
Statt der fruchtbaren Äcker und volkreichen Städte dehnten sich weite Sümpfe
und gewaltige Waldungen aus, in denen eine Menge Wild hauste: Auerochsen,
Elentiere, Bären, Wölfe und Eber. Spärlich zerstreut lagen einzelne Ge-
Höfte umher, denn die alten Germanen liebten es nicht, eng zusammen hinter
Stadtmauern zu wohnen; wo es einem jeden gefiel, baute er sich sein Hans.
Auch bildeten die Stämme keinen gemeinschaftlichen Staat, der sie zusammen-
hielt; nur die Sprache zeigte den einzelnen Völkerschaften, daß sie ein
Volk waren. Solche Stämme waren die Goten an der Weichsel, die
Semnonen im Havelgebiet, die Langobard e n an der unteren Elbe,
die C h e r u s k e r an der Weser, die C h a t t e n im heutigen Hessen und die
Friesen an der Nordsee. Von den umwohnenden Völkern, §.- B. den im
heutigen Frankreich wohnenden Galliern, hielten sie sich lange Zeit ganz ab-
geschlossen und duldeten kaum die wenigen römischen Händler, welche mit
ihren Waren nach Germanien kamen.
Lebensweise und Sitten. Die alten Germanen hatten eine so einfache Lebensweise
Lebensweise und so strenge und reine Sitten, daß sie sich lieber von anderen
Völkern fernhielten aus Furcht, verdorben zu werden. So verboten sie sogar
die Einfuhr von Wein, weil sie meinten, daß er den Menschen zum Ertragen
von Strapazen unfähig mache und verweichliche. Von ihrem Leben haben
wir aus dem Altertum zwei genauere Berichte, den ersten von dem großen
römischen Feldherrn Cäsar, der den deutschen Fürsten A r i o v i st besiegte
und über den Rhein nach Germanien zog, den andern von dem römischen