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Deutsche Geschichte.
orientalische Waren gelangten nach Europa, und der Kauftnannsstand in
Italien und Süddeutschland erhob sich zu einer nie geahnten Höhe und Macht.
§ 11. Friedrich I. Barbarossa. (1152 — 1190.)
Bald nach dem Aussterben des fränkischen Königshauses kam das Herr-
lichste und weitaus glänzendste Herrschergeschlecht aus den deutschen Thron,
die H o h e n st a u f e n. Ihre Stammburg lag aus einem Felskegel am West-
abHange des deutschen Jura im Schwabenlande, nicht weit von der Hohen-
zollernburg. Der erste König aus dieser Familie war Konrad III.; ihm
folgte sein Neffe Friedrich I. (1152—1190). Wegen seines rotblonden
fett. Bartes von den Italienern Barbarossa, zu deutsch Rotbart, ge-
nannt, war er, wenn auch nur von mittlerer Gestalt, doch das Abbild eines echt
deutschen Mannes. Seine scharsblickenden Augen, sein freundliches Angesicht,
sein sicheres Auftreten zeigten den König in ihm; seine hohe Begabung, sein
klarer Verstand und die Festigkeit seines Willens, die Gewandtheit in allen
ritterlichen Übungen und die tiefe Frömmigkeit seines Gemütes haben gerade
das Bild dieses Kaisers wie keines andern unauslöschlich in die Herzen des
deutschen Volkes eingeprägt, so daß nicht nur seine Regierungszeit der Höhe-
punkt der deutschen Kaiserzeit des Mittelalters war, sondern daß auch nach
seinem Tode der Name Friedrich Barbarossa in vielen sagenhasten Liedern
und Geschichten gefeiert wurde.
^pfe?gen Friedrichs hauptsächliches Streben ging von Ansang an dahin, die alte
die lombar- Kaiserherrlichkeit, wie sie unter Otto I. bestanden hatte, aber unter den letzten
Stiidt" fränkischen Kaisern ties gesunken war, wieder in vollem Umsange herzustellen.
Da galt es vor allem, die Städte Norditaliens, welche durch den Handel mit
dem Orient zu gewaltiger Macht gelangt waren und in ihrem Übermut die
deutsche Herrschaft nicht mehr anerkennen wollten, zu unterwerfen. Mehrere
Züge unternahm der Kaiser nach Italien. Gleich aus dem ersten ließ er
sich vom Papste zum Kaiser krönen, konnte aber gegen die Städte, unter
denen besonders Mailand trotzig war, nichts ausrichten, da sein Heer nicht
stark genug war. Auch die Römer zeigten sich feindselig, indem sie das Lager
der Deutschen bei Rom angriffen. In einem harten Kampfe, bei dem sich
der Herzog von Sachsen, Heinrich der Löwe, auszeichnete, siegten
endlich die Deutschen. Erst als Friedrich mit einem wohlgerüsteten Heere
wieder über die Alpen stieg, mußten sich die Städter demütigen und ihn als
ihren König anerkennen. Doch Mailand empörte sich von neuem, und nun
belagerte es Friedrich zwei Jahre. Endlich ergaben sich die Mailänder auf
Gnade und Ungnade. In langem Zuge erschienen die Bürger im Büßer-
gewande und mit Stricken um den Hals im Lager des Kaisers, der sie sehr