Full text: Rheinische Sagen nach pädagogischen Gesichtspunkten

1. Die Zeit der Ständekämpfe und die Eroberung Italiens. 510 —266. 
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Patrizier hochmütig auf sie herabsahen unb nicht einmal bie Ehe zwischen 
Angehörigen beider Stänbe erlaubt war. Es kam bazu, baß bie Gesetze 
nicht aufgezeichnet waren, unb man meinte, baß bie patrizischen Richter 
sich bies oft zunutze machten, um parteiisch Recht zu sprechen. Viele 
Plebejer waren auch, wie die athenischen Bauern zu Solons Zeit, in 
Schulben geraten; ba aber bie Zinsen sehr hoch waren, so waren sie 
oft nicht in ber Sage sie abzutragen, unb nach bem strengen Schulbrecht 
würbe ihnen bann nicht nur bie Habe genommen, fonbern würben sie selbst 
nebst ihrer Familie verkauft. 
In biesen Nöten faßten bie Plebejer, wie die Sage berichtet, bert XbSi 
Entschluß, Rom zu verlassen unb auf bem „heiligen Berge" bei Rom ^ingLserg. 
eine neue Stabt zu grünben. Mit Weib und Kind zogen sie dorthin. 
Die Patrizier befanden sich in einer peinlichen Lage; endlich schickten sie, 
wie erzählt wird, Meninius Agrippa als Gesandten zu den Aus- 
gewanberten, ber sie burch bie Erzählung von ber Empörung ber ©lieber 
gegen ben Magen zur Versöhnlichkeit stimmte. Trotzbem kehrten bie 
Plebejer nicht eher wieber nach Rom zurück, als bis man ihnen bas 
Recht eingeräumt hatte, eigene Beamte, bie zehn Volkstribunen, zu flXta 
wählen. Diese erhielten bie Aufgabe, jeden einzelnen Plebejer gegen q3Ie6eier- 
Willkür und Mißhandlung seitens der Beamten zu schützen. Jede Amts- 
Handlung des Konsuls, jeden Beschluß des Senats konnten sie durch 
ihren Einspruch ungültig machen; sie galten für unverletzlich, und wer 
sich an ihnen vergriff, wurde geächtet. 
In der Folgezeit fetzten es die Plebejer burch, baß bie Gesetze auf¬ 
geschrieben unb öffentlich ausgestellt würben. Darauf würbe bas Verbot 
ber Ehe zwischen Patriziera und Plebejern aufgehoben, und endlich wurden 
sie zu den Staatsämtern zugelassen, so mußte immer einer der Konsuln 
ein Plebejer sein. 
§ 47. Der Einfall der Gallier, die Eroberung Italiens. Während 
sich der Ausgleich der Stände vollzog, brach ein schweres Unglück über 
Rom herein. Wilde gallische Volksstämme waren über bie Alpen in 
Italien eingefallen, sie besiegten bie Römer an ber Allia unb brannten gallische 
Rom nieber. Nur bas Kapital vermochten sie nicht zu nehmen, ein S3rani' 
Überrumpelungsverfuch wurde durch die Wachsamkeit der heiligen Gänse 
ber Juno vereitelt. Nach Zahlung eines hohen Lösegeldes zogen die 
Barbaren ab, und bie Römer bauten ihre Stabt wieber auf. 
Bis zum Jahre 266 besiegten nun bie Römer in blutigen Kriegen 
die Samniter, die Latiner und die Tarentiner und brachten so ganz
	        
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