Full text: Erzählungen für den ersten Geschichtsunterricht

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mit noch sechs anderen Helden den Zug der Sieben gegen Theben. Die 
beiden Brüder töteten sich gegenseitig im Zweikampfe. Da ließ ihr Oheim 
Kreon, der jetzt die Herrschaft übernommen hatte, den Eteokles bestatten, 
verbot aber unter den schwersten Strafen die Beerdigung des Polynikes, 
weil dieser die Waffen gegen seine Vaterstadt erhoben habe. Aber der 
Brüder treue Schwester Antigone konnte es nicht ertragen, daß der Leichnam 
ihres Bruders auf freiem Felde vor der Stadt lag. Denn die Alten 
glaubten, daß auch die Seele keine Ruhe fände, solange der Leib unbe- 
erdigt sei. Und trotz der angedrohten Strafe und der aufgestellten Wächter 
ging sie hin und erwies ihrem unglücklichen Bruder die letzte Ehre. Sie 
wurde ergriffen und in einem Felsengrab lebendig eingemauert. 
6. Der Trojanische Krieg. 
Raub der Helena. — Der König Priamos von Troja hatte 
fünfzig Söhne. Einer von ihnen hieß Paris. Dieser kam einst über 
das Meer nach Griechenland zu dem König Menelaos von Sparta und 
wurde von demselben gastfreundlich aufgenommen. Aber Paris vergalt 
die Freundschaft mit Undank. Denn als Menelaos einst abwesend war, 
raubte er dessen schöne Gemahlin Helena und floh mit ihr und vielen 
Schätzen nach Troja zurück. Als Menelaos bei seiner Rückkehr den Raub 
merkte, ward er sehr zornig und beschloß, einen Rachezug gegen Troja zu 
unternehmen und die geraubte Helena zurückzuholen. Viele Fürsten und 
Helden Griechenlands wollten mit ihm fahren, darunter Achilleus, der 
der stärkste, und Odysseus, der der klügste war. Führer des ganzen 
griechischen Heeres aber war der Bruder des Menelaos, der Völkerfürst 
Agamemnon. 
Iphigenie — Als die griechischen Helden mit ihren Heerscharen 
im Hafen von Aulis auf den Schiffen versammelt waren, um die Fahrt 
anzutreten, da wehte ein ungünstiger Wind. Diesen hatte ihnen die Jagd- 
göttin Artemis gesandt, welche erzürnt war, weil Agamemnon auf der 
Jagd eine ihr geweihte Hirschkuh angeschossen hatte. Da befragten sie 
den frommen Seher Kalchas. Dieser sprach: „Nicht eher werdet ihr 
günstigen Fahrwind haben, als bis Agamemnon seine Tochter Jphigenia 
der Artemis zum Opfer gebracht hat." Nach langem Zögern entschloß sich 
endlich Agamemnon, das schwere Opfer zu bringen. Man führte die Jung- 
frau zum Altare und wollte ihr schon den Todesstoß versetzen, da hatte 
die Göttin Mitleid mit dem unschuldigen Opfer. Sie hüllte sie in eine 
Wolke und führte sie nach der Insel Tanris, wo Jphigenia Priesterin 
im Tempel der Göttin wurde.
	        
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