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gewesen sein. Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen,
war der Hauptanführer. Aber auf dem weiten Wege hatten sie durch
Hunger, Durst und Hitze viel zu leiden. Ansteckende Krankheiten lichteten
ihre Reihen. Manche auch fielen im Kampfe mit den feindlichen Völkern.
Endlich kcmm sie nach vielen Mühen und Anstrengungen vor die feste
Stadt Antiochia. Kaum hatten sie diese nach neunmonatlicher Be-
lagerung eingenommen, als die Sieger selbst von einem neuen türkischen
Heere in der Festung eingeschlossen wurden. Jetzt schien der Untergang
Abb. 15. Gottfried von Bouillon, am Heiligen Grabe zum König von Jerusalem
gewählt, schlägt die Krone aus.
des Heeres unvermeidlich. Eine entsetzliche Hungersnot wütete in der
Stadt, und viele waren der Verzweiflung nahe. Aber als die Not aufs
höchste gestiegen war, wurde ihr Mut erfrischt durch die wunderbare Auf-
findung der heiligen Lanze, mit der die Seite Christi am Kreuze durch-
ftocheu worden war. Begeistert wagten sie einen Ausfall und schlugen das
Heer der Türken in die Flucht. Besonders Gottfried von Bouillon ver-
richtete Wunder der Tapferkeit. Endlich erreichten sie Jerusalem. Als sie
von ferne die heilige Stadt erblickten, warfen sie sich auf den Boden,
küßten die Erde und weinten vor Freude. Aber von dem ungeheuern
Jöris, Erzählungen für den ersten Geschichtsunterricht. Ausgabe A. 4