Ueberblick über die Geschichte der alten Völker.
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stidcö wurde auch wieder zurückgerufen. Die persische Flotte ward
durch einen Sturm zerstreut, und Themistocles gewann den 23.
Juli 480 v. Chr. einen herrlichen Sieg über die Barbaren.
Terres floh auf einem Schiffernachen über den Hellespont.
In dem vor der Schlacht gepflogenen Kricgsrathe schlug der übermüthige
spartanische Oberbefehlshaber den Themistocles. „Schlage, aber höre mich!"
rief ihm Themistocles zu und der Spartaner ließ sich überzeugen und nahm
desThemistoclesNath an. — Bei P l a t ä a (inBöotien,n. w. von Athen)
ward das Landheer der Perser unter Mardonius 479 geschlagen.
Die Griechen wurden von dem Spartaner Pausaniaö und vouAristi-
des angeführt. Aristides leifteteseinemVatcrlande noch wichtige Dienste. Als
Themistocles auf einem Kriegszuge anzeigte, daß er einen wichtigen Plan habe,
den er aber nicht öffentlich bekannt machen könne, ward Aristides abgeschickt, den-
selben zu vernehmen. Der Plan war, die in einem Hafen versammelten grie¬
chischen Schiffe zu verbrennen, um den Athenern die Herrschaft auf dem
Meere zu sichern. Aristides aber stellte dem Volke dar, daß Nichts vortheil-
hafter sei, aber auch Nichts ungerechter, als der Plan des Themistocles,
und das Volk verwarf denselben ohne Weiteres. Ungeachtet Aristides die
höchsten Staatsämter bekleidete, starb er so arm, daß er auf öffentliche Ko¬
sten begraben werden mußte und seine Töchter wurden vom Staate aus¬
gesteuert.
Nach den Perserkriegen galt Athen als der erste, gebildetste
Staat in Griechenland. Diese Kriege hatten die Griechen zu einer-
engen Bundesgenossenschaft vereinigt?Die gemeinschaftliche Bun-
descasse zur Führung dieses Kriegs kam nach Athen; in diesen
Geldern fand der Staatsmann Pericles das Mittel zur Ver¬
herrlichung seiner Vaterstadt. Zugleich benützte er diese Gelder,
die ärmern Bürger für ihre Anwesenheit in den Volksversamm¬
lungen und für ihre Thätigkeit in den Gerichten zu bezahlen; er
führte auch einen Sold im Heere ein. Dadurch ward bei den
Athenern die Lust zum Kriege und zur Bekleidung von Staatsge¬
schäften vermehrt, und so.ging der Staat seinem sittlichen Unter¬
gänge entgegen. Um diese Zeit lebten ausgezeichnete Weise wie
Socrates, Platon, zu Athen. Das sittliche Verderben nahm
durch die wachsende Lust an sinnlichem Vergnügen, obgleich man sich
der höchsten Ausbildung in Künsten und Wissenschaften rühmte, so
über Hand, daß der treffliche Socrates im 70. Lebensjahre, der frömmste
und tugendhafteste seines ganzen Volkes, durch ein übelgeleitetes Volksgericht
zum Tode des Giftbechers, den er 400 v. Chr. heldenmüthig trank,
verurtheilt wurde. Weil er durch Unterredungen treffliche Schüler
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