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nach Deutschland, daß der türkische Sultan Saladin die Christen
besiegt und Jerusalem wiedererobert hatte. Da entschlossen sich
viele, nach dem heiligen Lande zu ziehen, um den Türken Jeru-
salem wieder zu entreißen. An die Spitze dieses Kreuzzuges
stellte sich Kaiser Friedrich. Von Deutschland ging es zunächst
nach Ungarn, dann nach Konstantinopel und über das Meer
nach Kleinasien. Aber gar große Mühen und Beschwerden war-
teten hier der Kreuzfahrer. Ein Teilnehmer an dem Zuge schrieb
in einem Briese an einen in Deutschland zurückgebliebenen Freund:
„Arge Hungersnot begann unter uns zu herrschen. Wein und
Mehl fehlten ganz, und oft genug habe ich mit anderen Pserde-
fleisch essen müssen. Die Pferde erlagen auch dem Mangel, weil
wir weder Getreide noch Saat, noch Gras fanden. Dazu be-
unruhigten uns die Türken bei Tag und Nacht." Doch der greise
Kaiser hielt sein Heer mit eiserner Faust zusammen und wagte noch
gegen ein überlegenes türkisches Heer eine Schlacht, die er binnen
sechs Stunden gewann. Es war seine letzte Waffenthat. Denn
bald darauf ertrank er in einem Gebirgsflusse Kleinasiens (1190).
Derselbe Kreuzfahrer, der uns über die Beschwernisse des Zuges
berichtet hat, erzählt über den Tod Friedrichs: „Der Kaiser durch-
ritt zur Abkürzung des Weges ein reißendes Wasser in den
Thälern des Gebirges, und er kam wohlbehalten an das andere
User. Als er hier gespeist hatte, gedachte er nach den unzähligen
und unerträglichen Mühen, welche er schon monatelang erduldet
hatte, in demselben Flusse zu baden und durch Schwimmen sich
zu erfrischen. Hierbei ertrank er nach Gottes Ratschlüsse. Ein
beweinenswertes, unerwartetes Unglück! Seine irdischen Reste
trugen wir mit uns hinweg."
So endete Barbarossa, während eben die Kunde seines Sieges
die Türken in Furcht und Bangen setzte und Saladin selbst sich
schon verloren gab. Den Zeitgenossen und insbesondere seinem
treuen Volke schien dieser plötzliche Tod aus einer so heiligen
Fahrt so unglaublich, daß bald das Gerücht umlief, der große
Kaiser sei gar nicht ertrunken, sei vielmehr von feindlichen Reitern
überfallen und hinweggeführt oder gar etwa bei einer Jagd in
geheimnisvoller Weife „entrückt" worden und werde dereinst
wiederkommen.
g) Ende und Folgen der Kreuzzüge. Nach Friedrich Rot-
barts verhängnisvollem Zuge in das heilige Land wurden noch
mehrere Kreuzzüge unternommen, aber sie hatten alle keinen
dauernden Erfolg. Allmählich kamen alle christlichen Besitzungen
in Palästina wieder in die Hände der Türken. Das war der
Ausgang der Kreuzzüge, die beinahe 200 Jahre gedauert und
6 Millionen Christen das Leben gekostet haben. Aber diese
Heereszüge haben doch wichtige Folgen für Europa gehabt. Durch