Full text: Griechische und römische Geschichte für die 5. Klasse (Teil 2)

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heiten zu ordnen. Er forderte von den Protestanten Anerkennung 
des Konzils in Trient und erließ einstweilen (interim) zu Augsburg 
1548.1548 ein Reichsgesetz, das die religiösen Verhältnisse bis zur Ent- 
scheidnng des Konzils ordnen sollte. Dieses „Interim" hielt die katho- 
tische Lehre in der Hauptsache sest, es gewährte den Evangelischen 
die Priesterehe und den Kelch im Abendmahl, legte ihnen aber dafür 
die Unterwerfung unter die römische Hierarchie, die Zeremonien, 
Feste und Fasten auf. Die Katholiken nahmen es nicht an. Die 
Evangelischen, besonders im Süden, mußten sich fügen. Doch konnte 
man wohl Hunderte evangelischer Geistlicher vertreiben; aber eine 
innerliche Unterwerfung des evangelischen Volkes wurde nicht erreicht. 
Noch weniger glückte das Unternehmen im Norden. Kurfürst Moritz 
ließ unter Melanchthons Mitwirkung das Leipziger Interim 
1548 entwerfen, bei dem der evangelische Lehrbegriff nirgends ver- 
letzt, aber der größte Teil des katholischen Zeremoniells als gleich- 
gültig (adiaphoron) zugestanden wurde. Aber vielfach wurde das 
Interim nur zum Schein oder gar nicht angenommen. Eine glän- 
zende Stellung war von Karl erreicht, fo daß auch der Papst ihn 
fürchtete. Aber in Deutschland empfand man feine Herrschaft mit 
den spanischen Truppen und Räten und dem Interim als eine fremd- 
ländische Tyrannei, die sich zu verewigen drohte, wenn wirklich Karl 
seinem Sohne Philipp die Nachfolge in Deutschland verschaffte. 
7. Kurfürst Moritz. Augsburger Religionssrieden. 
a. Moritz und der Passauer Vertrag. Der Mittelpunkt 
des Widerstandes gegen das Interim war Magdeburg, das darum 
in die Reichsacht erklärt worden war. Der Kurfürst Moritz ließ sich 
die Vollstreckung der Acht übertragen; er hatte in Wahrheit ganz 
andere Absichten. Moritz, eine durchaus politische Natur, fühlte sich 
tief gekränkt dadurch, daß Karl sein verpfändetes Wort bei der Ge- 
fangenfetznng des Landgrafen, seines Schwiegervaters, nicht ge- 
achtet und ihm beharrlich die Freiheit vorenthielt; er glaubte, den 
neuen Kurhut nur mit den Evangelischen behaupten zu können, 
auch die kaiserliche Machtentfaltung schien ihm unerträglich. Durch 
einen zweiten Verrat wollte er die Freiheit des Reiches und des 
Evangeliums herstellen. Er verband sich mit den Söhnen des Land- 
grasen, dem Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg- 
Kulmbach und andern Fürsten. Ja, er scheute sich nicht, die Geld- 
mittel für das Unternehmen durch einen Bund mit dem Kömg Hein¬ 
rich II. von Frankreich sich zu verschaffen und demselben für seine 
Unterstützung die „französisch sprechenden" Städte Metz, Tonl, 
Verdun und Eambrai zu überlassen, die Heinrich als „Reichsvikar 
verwalten sollte. Dann brach Moritz, nachdem er Magdeburg unter 
sehr milden Bedingungen zu einer Kapitulation gebracht hatte, gegen 
den ahnungslosen Kaiser auf (März 1552), indem er Deutschland zur
	        
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