Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters (Bd. 2)

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Lande vier Kriegszüge. Er gelangte bis zur Elbe, wo ihm die dort 
wohnenden Volksstämme (wie die Sage berichtet, „eine weise Frau") 
den Übergang wehrten. Auf seinem Rückzüge stürzte er mit dem Pferde, 
brach ein Bein und starb an den erhaltenen Verletzungen. Die eroberten 
Gebiete schützten die Römer durch befestigte Plätze, so durch das Kastell 
Aliso. 
b) Tiberius. Das von Drusus begonnene Werk wurde von 
seinem Bruder Tiberius fortgesetzt, der durch List und Ränke mehr zu 
erreichen verstand, als durch die Gewalt der Waffen. Alles Land zwischen 
Rhein und Elbe hielt er für unterworfen und gedachte, ihm die Ein- 
richtnng einer römischen Provinz zu geben. Nach und nach trat zwischen 
Germanen und Römern ein friedlicheres Verhältnis ein; deutsche Jüng- 
liuge, selbst Fürstenföhne, wie Arminius, traten in das römische Heer 
ein; ein lebhafter Handel entwickelte sich zwischen beiden Völkern, und 
deutsche Ansiedler ließen sich bei den Zwingburgen nieder, welche die 
Römer zum Schutze ihrer Herrschaft allenthalben angelegt hatten. Augustus 
hielt den Besitz Deutschlands bereits für so sicher, daß er es als eilte 
römische Provinz betrachtete und den 
c) Varus zu ihrem Statthalter ernannte. Varus hatte bisher 
die römische Provinz (Syrien verwaltet; seine unersättliche Habgier hatte 
aber das Land so sehr ausgebeutet, daß von ihm gesagt wurde, er sei 
arm in das reiche Syrien gekommen und habe das arme Syrien reich 
verlassen. Varus glaubte, die freiheitsliebenden Deutschen wie Morgen- 
länder behandeln zu dürfen. Die alten Gaugerichte wurden abgeschafft 
uud die Deutschen in römischer Sprache nach römischen Gesetzen von 
römischen Richtern gerichtet. Sie mußten, was sie bisher nicht kannten, 
drückende Abgaben zahlen, und der freie Germane wurde zu entehrenden 
Strafen, Rutenstreichen, sogar zum Tode verurteilt. 
Die Deutschen waren an keine Knechtschaft gewöhnt, und ihre tiefe 
Unzufriedenheit über eine solch unwürdige Behandlung benutzte Arminius, 
um der Rächer und Befreier seines Volkes zu werden. Er hatte in 
römischen Diensten die römische Kriegskunst kennen gelernt und war durch 
Verleihung der römischen Ritterwürde uud des römischen Bürgerrechtes 
ausgezeichnet worden. Haß gegen die Römer, Liebe zum Vaterlande, 
Mut, Tapferkeit und Verschlagenheit befähigten ihn zum Befreier der 
Germanen. Während er sich scheinbar freundlich gegen die Römer, 
besonders gegen Varus stellte, bereitete er heimlich eine umfangreiche Ver¬ 
schwörung deutscher Fürsten und Volksstümme vor. 
d) Die Schlacht im Teutoburger Walde. 9 n. Chr. Als 
sich Varus an der Weser aufhielt, wurde ihm die Kunde von einem Auf-
	        
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