— 11 —
Lande vier Kriegszüge. Er gelangte bis zur Elbe, wo ihm die dort
wohnenden Volksstämme (wie die Sage berichtet, „eine weise Frau")
den Übergang wehrten. Auf seinem Rückzüge stürzte er mit dem Pferde,
brach ein Bein und starb an den erhaltenen Verletzungen. Die eroberten
Gebiete schützten die Römer durch befestigte Plätze, so durch das Kastell
Aliso.
b) Tiberius. Das von Drusus begonnene Werk wurde von
seinem Bruder Tiberius fortgesetzt, der durch List und Ränke mehr zu
erreichen verstand, als durch die Gewalt der Waffen. Alles Land zwischen
Rhein und Elbe hielt er für unterworfen und gedachte, ihm die Ein-
richtnng einer römischen Provinz zu geben. Nach und nach trat zwischen
Germanen und Römern ein friedlicheres Verhältnis ein; deutsche Jüng-
liuge, selbst Fürstenföhne, wie Arminius, traten in das römische Heer
ein; ein lebhafter Handel entwickelte sich zwischen beiden Völkern, und
deutsche Ansiedler ließen sich bei den Zwingburgen nieder, welche die
Römer zum Schutze ihrer Herrschaft allenthalben angelegt hatten. Augustus
hielt den Besitz Deutschlands bereits für so sicher, daß er es als eilte
römische Provinz betrachtete und den
c) Varus zu ihrem Statthalter ernannte. Varus hatte bisher
die römische Provinz (Syrien verwaltet; seine unersättliche Habgier hatte
aber das Land so sehr ausgebeutet, daß von ihm gesagt wurde, er sei
arm in das reiche Syrien gekommen und habe das arme Syrien reich
verlassen. Varus glaubte, die freiheitsliebenden Deutschen wie Morgen-
länder behandeln zu dürfen. Die alten Gaugerichte wurden abgeschafft
uud die Deutschen in römischer Sprache nach römischen Gesetzen von
römischen Richtern gerichtet. Sie mußten, was sie bisher nicht kannten,
drückende Abgaben zahlen, und der freie Germane wurde zu entehrenden
Strafen, Rutenstreichen, sogar zum Tode verurteilt.
Die Deutschen waren an keine Knechtschaft gewöhnt, und ihre tiefe
Unzufriedenheit über eine solch unwürdige Behandlung benutzte Arminius,
um der Rächer und Befreier seines Volkes zu werden. Er hatte in
römischen Diensten die römische Kriegskunst kennen gelernt und war durch
Verleihung der römischen Ritterwürde uud des römischen Bürgerrechtes
ausgezeichnet worden. Haß gegen die Römer, Liebe zum Vaterlande,
Mut, Tapferkeit und Verschlagenheit befähigten ihn zum Befreier der
Germanen. Während er sich scheinbar freundlich gegen die Römer,
besonders gegen Varus stellte, bereitete er heimlich eine umfangreiche Ver¬
schwörung deutscher Fürsten und Volksstümme vor.
d) Die Schlacht im Teutoburger Walde. 9 n. Chr. Als
sich Varus an der Weser aufhielt, wurde ihm die Kunde von einem Auf-