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II. Lyrische Poesie.
3. Von allen Freunden in der (
Welt
Der deutsche mir am besten gefällt.
Von Schale wie von Kerne;
Die Stirne kalt, der Busen warm,
Wie Blitz zur Hilfe Hand und Arm
Und Trost im Augensterne.
4. Von allen Sitten in der Welt
Die deutsche mir am besten gefällt.
Ist eine feine Sitte;
Gesund an Leib und Geist und Herz,
Zu rechten Stunden Ernst und
Scherz
Und Becher in der Mitte!
5. Es lebe die gesamte Welt!
Dem Deutschen deutsch am besten gefällt.
Er hält sich selbst in Ehren
Und läßt den Nachbar links itnb rechts.
Wes Landes, Glaubens und Geschlechts,
Nach Herzenslust gewähren.
2\2. Die Herrgottskindcr.
Theodor Storm. Gedichte. Berlin.
Von oben sieht der Herr darein;
Ihr dürft indes der Ruhe pflegen;
Er gibt der Arbeit das Gedeihn
Und traust herab den Himmelssegen.
5. Und wenn dann in Blüte die Saaten stehn.
So läßt er die Lüftlein darüber gehn,
■ Auf daß sich die Halme zusammenbeugen
Und frisch aus der Blüte das Korn erzeugen.
Und hält am Himmel hoch die Sonne,
10. Daß alles reife in ihrer Wonne.
Da stünd' es den Bauern wohl prächtig an.
Das alles in ihre Scheuern zu laden!
Gott Vater hat auch seinen Teil daran;
Den will er vergaben nach seiner Gnaden.
15. Da ruft er die jüngsten Kinder sein;
Die nährt er selbst aus seiner Hand,
Die Rehlein, die Häslein, die Würmlein klein
Und alles Getier in Luft und Land;
Das flattert herbei und kreucht und springt,
20. Ist fröhlich all zu Gottes Ehr'
Und all genügsam, was er bringt.
Des freut sich der Herrgott mächtig sehr.
Er breitet weit die Arme aus
lUrd spricht in Liebe überaus: