Full text: Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte (Vorstufe)

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13. Karls des Großen Wesen und Leben. 
war ein kurzer dunkelgrüner Mantel. Stets trug er ein Schwert, dessen 
Griff und Gehenk von Silber ober Gold mar. von ausländischer 
Kleidung wollte er nichts wissen. An hohen Festen trug er ein golb- 
burchwirktes Kleib, mit (Ebelsteinen besetzte Schuhe, eine golbne Mantel¬ 
spange, eine golbne Krone, bie von Diamanten erstrahlte unb ein mit 
(Ebelsteinen besetztes Schwert; an ben Werktagen aber unterschieb er sich 
in seiner Tracht kaum von bem übrigen Volke. 
2. Narls Lebensweise. Karl hatte keine bestimmte Resibenz. 
(Er war balb hier, balb bort; am liebsten jeboch wohnte er zu Hachen 
unb zu Ingelheim am Rhein. Dort hatte er sich prachtvolle Schlosser 
(Pfalzen) erbaut. Hachen schätzte er wegen ber warmen Bäber, die schon 
ben alten Römern bekannt waren. tDährenb seiner letzten Lebensjahre 
wohnte er bestänbig bort. 3n Speise unb Trank war Karl mäßig. Hm 
Spieße bereiteter Braten war sein Lieblingsgericht. XDährenb bes Mahles 
hörte er gern Musik ober einen Vorleser, ber ihm bie Taten ber alten 
Könige vortrug. Nach Tische ruhte er zwei Stunben, bagegen unterbrach 
er öfter ben Nachtschlaf. Da stanb er wohl vom Lager auf, trat ans 
Fenster unb schaute voll Hnbacht zu ben Sternen hinauf, bie am bunklen 
Himmel glänzten. Beim HnMeiben unterhielt er sich mit seinen Freunben, 
ließ auch wohl Geschäftsleute ober Kläger vor unb entschieb ihre hänbel 
auf ber Stelle. (Er sprach viel unb gern unb wußte sich über alles 
klar auszubrü&en. 
3. Karls geistige Bestrebungen. Rastlos war Karl bemüht, 
seinen Geist auszubilben. Da er als Knabe nicht schreiben gelernt hatte, 
so suchte er noch als Mann bie Buchstaben nachmalen zu lernen; ja er 
hatte in seinem Bett unter bem Kopfkissen Tafeln unb Blätter liegen, 
auf benen er sich nachts, wenn er aufwachte, im Schreiben übte. Doch 
seine bes Schwertes gewohnte hanb brachte es barin nie zu großer 
Fertigkeit. (Eifrig las er fromme Bücher unb Heibengeschichten. Seine 
Muttersprache war ihm teuer. Die alten beutschen Volks- unb helben- 
lieber ließ er sammeln. (Er sprach aber auch ganz geläufig Lateinisch, 
unb konnte griechische Bücher verstehen. Wie sehr er bie Wissen¬ 
schaften liebte, zeigte er burch bie hohe Hchtung unb (Ehre, bie er 
gelehrten Männern erwies. Manche zog er an seinen Hof unb ver¬ 
kehrte mit ihnen wie mit Freunben. Sie waren zugleich bie Lehrer 
seiner Söhne; benn er hielt barauf, baß biefe nicht nur alle ritterlichen 
Übungen lernten, sonbern auch in ben Wissenschaften unterrichtet würben. 
Seine Töchter mußten sich nach guter alter Sitte mit Wollarbeiten, 
Spinnen unb Weben beschäftigen; babei würbe ihre geistige Bilbung 
nicht vergessen.
	        
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